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Heute will ich mit dir über Wut reden und warum ich so angekotzt darüber bin, dass wir in der friedvollen Elternschaft immer und immer wieder darüber reden, dass wir die Wut loswerden müssen, dass wir aufhören müssen, wütend zu sein, dass sie schlecht, falsch, gemein und gewalttätig ist.

 

Wut ist deine Freundin!

Disclaimer vorweg: Natürlich ist es nicht ok, Wut zu nehmen und mit ihr loszurennen und Kinder zu verletzen. Dafür brauch ich aber gar nicht unbedingt Wut, dafür reichen alte, unreflektierte Muster.

Wut selber, dieses Gefühl „Ej fuck, hier ist etwas nicht ok, damit bin ich nicht einverstanden!“, ist so essentiell.

Wut war mir persönlich in den letzten Jahren ein solches Geschenk, Wut ist der Grund, warum ich den Kompass gegründet habe, Wut ist der Grund, warum ich ihn so führe, wie ich ihn führe, Wut hat mir so viele Türen geöffnet und mir so geholfen, mehr ein Leben zu leben, was mir entspricht.

Wut ist ein Gefühl, dem wir dringend zuhören sollten.

Und zuhören bedeutet nicht, dass wir damit einverstanden sind, was wir in der Wut machen. Zuhören bedeutet nicht, dass wir sagen: „Alles super, lass mal weiter Kinder anschreien und gemein sein zu ihnen.“ Der Wut zuzuhören bedeutet nur, davon auszugehen, dass alles, was wir tun, einen Grund hat. Auch wenn wir ihn (noch) nicht verstehen.

 

Wut ist einfach nur laut.

Sie ist der letzte, verzweifelte, laute Ruf unserer unerfüllten Bedürfnisse.

Was Wut uns eigentlich zeigen will: „Oh Moment, hier habe ich auf irgendwas nicht geachtet, da muss ich mal drei Schritte zurückgehen.“ Normalerweise liegen vor der Wut erste, warnende Gefühle, die wir nicht beachtet haben. Erst bist du unzufrieden, traurig, hilflos, unruhig und nachdem du all das weggedrückt hast und darüber hinweg gegangen bist und dann doch noch den Kuchen für das Kindergartenfest gebacken hast, obwohl du das nicht mehr wolltest, und doch noch ja gesagt hast zu etwas, zu dem du nein sagen wolltest, erst wenn du wirklich viel und nachhaltig über deine persönlichen Grenzen hinweggestiefelt bist, dann irgendwann kommt Wut.

Wut ist schlicht eines von vielen Gefühlen und nicht schlechter als andere.

Unser Umgang mit Wut ist wesentlich davon geprägt, dass wir gelernt haben, dass sie schlecht ist, dass sie weg muss, dass sie andere belastet und dass sie gleichzusetzen ist mit Gewalt. Das ist so schade, denn nichts davon stimmt.

 

Alles, was wir tun, hat einen Grund!

Das ist die Grundlage bedürfnisorientierten Miteinanders. Die gilt für den Umgang mit jungen Menschen, darüber reden wir hier wieder und wieder. Warum gilt sie dann nicht für uns selbst? Warum gehen wir auf Kinder zu und machen uns Gedanken über ihr Verhalten, gehen vom Besten aus, gehen davon aus, dass ein Kind, das haut, nicht einfach ein Tyrann ist, sondern dass es sich nicht gut ausdrücken kann und Hilfe braucht. Aber wenn wir uns scheiße verhalten, dann sind wir schlechte Menschen? Dann müssen wir uns einfach nur mehr zusammenreißen? Nein. Das Prinzip ist das gleiche.

Auch wir brauchen Aufmerksamkeit und liebevolle Zuwendung, wenn wir beschissene Strategien wählen.

Die Wahrscheinlichkeit ist nämlich groß, dass wir etwas brauchen. Wir haben nur keine Instrumente an der Hand, uns konstruktiver auszudrücken. Die Wurzel der Veränderung von destruktivem Verhalten gegenüber Menschen, die wir lieben, ist das Verstehen, dass wir damit etwas ausdrücken wollen. Denn wenn wir davon ausgehen, dann können wir auch anfangen zu enträtseln, was wir da gerade wollen.

  • Worum geht es uns?
  • Was ist die Funktion dieses komischen Verhaltens?
  • Was ist die Funktion dieses Ausrasters?
  • Was erreicht das?
  • Woher kenn ich das?
  • Welche Verletzung drückt sich darin aus?

Und erst mit diesem Blick können wir dann weitergehen und den nächsten Schritt machen und schauen, dass wir andere Strategien finden und uns entlasten.

 

Lass deine Wut zu!

Ich wünsch mir so sehr, dass wir Wut entdramatisieren und dass wir Wut von den Handlungen, die die Wut begleiten, trennen. Erstmal sind wir nur wütend. Die nächste Frage ist, wie wir mit der Wut umgehen. Je mehr wir Wut unterdrücken und sie als schlecht kennzeichnen, sowohl bei uns selbst als auch bei unseren Kindern, die ja von uns lernen, wie eins mit solchen Gefühlen umgeht, desto destruktiver werden unsere Strategien. Wenn wir damit beschäftigt sind, unsere Wut zu unterdrücken, weil wir glauben, sie nicht fühlen zu dürfen, können wir keinen konstruktiven Umgang mit ihr erlernen. Wenn wir die Wut hingegen zulassen, können wir uns fragen, welche Strategien uns noch zur Verfügung stehen neben denen, die wir aktuell nutzen und nicht ok finden.

  • Was kann ich noch machen außer mein Kind anzuschreien?
  • Was kann ich noch machen, außer gemein zu sein und meine alten Muster zu wiederholen?

Dafür muss ich erstmal anerkennen, dass wütend sein und gemein zu anderen Leuten sein, zwei unterschiedliche Dinge sind. Und dann wird es richtig spannend, dann stellen wir oft fest, dass Wut ein Anzeiger dafür ist, dass wir an anderen Stellen in unserem Leben nicht gut auf uns achten, dass wir unsere Integrität nicht achten, dass wir ein schlechtes Selbstbild haben, uns selbst abwerten und unsere Bedürfnisse nicht erfüllen, was wir aber brauchen, damit es uns gut geht. Und irgendwann kommt dann unsere Wut und mit ihr all die destruktiven Strategien. Irgendwann brechen sie über das Kind herein, was normalerweise mit dem Auslöser absolut gar nichts mehr zu tun hat. Das Kind ist dann nur noch die Sollbruchstelle.

 

Sei freundlich zu deiner Wut.

Ich mag dich einladen, deine Wut konstruktiv und freundlich anzuschauen. Und ich mag dich einladen, deine Wut nicht wegmachen zu wollen, sondern die Strategien, mit der du sie ausdrückst, zu verändern. Wenn du dabei Hilfe brauchst, dann lade ich dich jetzt ein zu unserem Wutkurs, der startet demnächst wieder. Wir machen den nur einmal im Jahr und wir haben schon hunderten von Menschen geholfen, diese Schritte zu gehen, weg von dem „Meine Wut ist schlecht, ich muss damit aufhören!“, hin zu „Wie kann ich einen konstruktiven Umgang mit meiner Wut finden?“. Wir haben so viel Wut konstruktiv verändern können.

Wir begleiten dich acht Wochen in diesem Kurs, jede Woche bekommst du einen konkreten Impuls, wir sind in einer Gruppe, in der wir uns treffen, wir haben eine Coach und eine Psychologin dabei, die dich begleiten, nur einmal dieses Jahr für diese Acht Wochen. Die Anmeldung jetzt möglich. Wenn du Lust hast oder wenn du mehr Infos brauchst, dann klick hier.

Ich freu mich, dich zu sehen! Es geht bald los!