Hier kommt die Hörversion:
„Mein Kind ist irgendwie auffällig, hat Schwierigkeiten in der Schule. Vielleicht würde es helfen, es medikamentös zu unterstützen?! Aber dafür braucht es eine Diagnose.“
Ich habe schon öfter darüber gesprochen und geschrieben, warum ich Diagnosen im Rahmen von Neurodiversität schwierig finde, wann ich sie für angemessen halte und wann nicht. Ich habe keine generelle Antwort, natürlich nicht. Hier will ich trotzdem einen sehr subjektiven Blick darauf geben.
Ich glaube, wir brauchen Klarheit darüber, für wen die Diagnose ist. Gerade bei jüngeren Kindern habe ich nicht den Eindruck, dass eine Diagnose für das Kind geschehen kann, sie hilft eher dem Gesundheitssystem, den Eltern mit ihren Ängsten und den Institutionen, die das Kind besucht. Was nicht verkehrt ist! Wir müssen nur klar haben, warum wir das wollen.
Aber heute soll es um meinen persönlicher Zugang zu Neurodiversität gehen. Und meine Geschichte.
Meine Geschichte
Ich will euch meine Geschichte erzählen:
Ich habe viele Jahre mit keiner Person außerhalb meiner Familie gesprochen. Auch in der Schule sprach ich nur mit Kindern, die ich richtig gut kannte. So kann sich das ändern, denn heute rede ich ausgesprochen gern, wie ihr wahrscheinlich wisst 😉
Mit drei Jahren fing ich an, mir Lesen und Schreiben beizubringen, weil ich meine ausgedachten Geschichten aufschreiben und wissen wollte, was in den Büchern meiner großen Geschwister steht. Da war meine Liebe zum Lesen geboren. Meine Eltern haben mir sehr schnell eine Obergrenze von zehn Büchern pro Woche auferlegt, die ich mir ausleihen durfte aus der Bücherei, was ich umging, indem ich mir Bücher aus dem Bücherschrank meiner Eltern schnappte, wenn sie nicht aufpassten. So habe ich schon sehr jung die interessantesten Dinge gelesen (Freud war sehr verstörend…).
Ich wurde enorm unruhig, sobald ich Besuch hatte. Den wollte ich nach zehn Minuten wieder loswerden, weil es mir viel zu anstrengend war, mit anderen zu spielen. Es war so schwer für mich, Kinder zu verstehen. Deswegen hab ich mich eher an Ältere gehalten, aber auch bei denen war und ist es eine bewusste Anstrengung zu entziffern, was sie meinen, wenn sie ihre Emotionen ausdrücken. Für mich war das ganz normal – ich war der Meinung dass es ja allen so gehen muss. Ich hab mich als Kind nicht als ungewöhnlich empfunden. Ich hab schon gemerkt, dass ich ein bisschen anders war, aber es waren halt alle irgendwie anders und deswegen war das so ok. Auch die Rückmeldung, mit mir stimme doch etwas nicht, die ich teilweise von Menschen bekam, hat daran nichts geändert. Bis heute denke ich nicht, dass ich krank oder falsch bin. Warum auch.
Meine Eltern
Das habe ich zu einem großen Teil meinen Eltern zu verdanken, denn die hatten nicht den Eindruck, ich sei verkehrt, als ich klein war. In meiner frühen Kindheit, als ich die auffälligste Ausprägung hatte, haben sie mein Verhalten nie als problematisch empfunden, sondern dachten einfach, ich sei eben ein bisschen schüchtern und läse gern. Die Antwort meiner Mutter auf die Frage, warum ihr das nicht aufgefallen sei, war: „Manche lesen eben mit 3 und manche mit 8.“ Das stimmt natürlich. Und das war mein großes Glück!
Meine Mutter erklärt das mit ihrer Überzeugung als Christin: „Wie Gott einem die Kinder gibt, so sind sie halt. Man sollte nicht daran zweifeln, wie sie geschaffen sind.“ Deswegen sah sie es als ihren Job an, mich zu begleiten, nicht mich zu verändern. Das ist wirklich ein riesiges Geschenk, was mir meine Eltern da gemacht haben! Bis heute findet sie es eher komisch wenn ich sie danach frage wie ich als Kind war und sagt „na eben du!“. Was man nicht bestreiten kann.
Es wurde damit gearbeitet, wie ich eben war. Das hat sich ein bisschen verloren, als ich älter wurde, da hatten meine Eltern mehr Erwartungen an mich: Es war nicht mehr ok, dass ich einfachste Alltagssachen weniger gut konnte, als andere. Und gleichzeitig wurden die einzelnen Fähigkeiten, die bei mir ausgeprägter sind, als bei anderen, in denen ich als hochbegabt gelte, hochgelobt und meine Eltern erwarteten hohe Leistungen von mir. Das war für mich sehr schwierig zu navigieren.
Meine Schulzeit
Ich wurde in eine Waldorfschule eingeschult. Die Lehrkräfte der staatlichen Grundschule fanden mich weniger normal und wollten darüber eine Diagnose haben, weil ich in einigen Bereichen sehr begabt war, in anderen offensichtlich große Schwierigkeiten hatte. Meine Mama hatte Sorge, dass ich dort eine Klasse würde überspringen müssen und mir sehr viel Leistung abverlangt würde. Also kam ich in die Waldorfschule.
Meine Mutter hat dann dafür gesorgt, dass ich jahrelang nur zwei Stunden täglich zur Schule ging, die ich überwiegend mit Lesen verbrachte. Die Menschen um mich herum waren mir zu viel und beim Lesen konnte ich mich ausklinken. Leider waren die Lehrer*innen damit nicht einverstanden. Also habe ich so lange den Unterricht gestört, bis ich rausgeflogen bin, um dann dort in Ruhe zu lesen. Sehr nervig für andere, sehr effektiv für mich!
Ich kann in enorm kurzer Zeit enorm viel schaffen, kann mich aber nicht lange konzentrieren – das nennt sich Hyperfokus. Ich hab zB meine Abiturprüfungen, die auf 6 Stunden angelegt waren, in maximal 3,5 Stunden fertig geschrieben. Ich hab immer viel, viel kürzer gebraucht für alles, was enorm viel Konzentration gebraucht hat, und war dann dort auch extrem gut. Je krasser der Druck und der Stress von außen, desto besser war ich. Das war na klar in der Schule von Vorteil, irritierte mich und andere aber auch immer wieder. Hausaufgaben machte ich nie und wenn dann in 3 Minuten, Tests bestand ich in der halben Zeit mit fliegenden Fahnen. Toll? Nicht wirklich. Die eklatante Ungerechtigkeit im Bildungssystem wurde mir nur bewusster dadurch. Und das Ganze hat eine andere Seite: Ich hab nämlich mit anderen, ganz alltäglichen Dingen so meine Probleme.
Meine Schwierigkeiten mit sozialer Interaktion
Alle sozialen Interaktionen haben mir schon immer enorme Kraft abverlangt.
- Das Enträtseln sozialer Situationen mit mehreren Ebenen bringt mich ins Schwitzen.
- Ich weiß oft nicht, was in bestimmten Momenten angemessen ist.
- Nonverbale Kommunikation erscheint mir rätselhaft.
- Ich habe schon Menschen enorm verletzt, weil ich bestimmte Kommunikationscodes nicht lesen konnte (allen voran versteckte Erwartungen)
- Ich fasse Menschen nicht gern an, auch Umarmungen mag ich nicht so.
- Ich brauch manchmal schon nach zehn Minuten Menschenkontakt eine Pause.
- Blickkontakt zu halten, fällt mir schwer. Weil ich gelernt habe, dass Menschen es nicht mögen, wenn ich ihnen ausweiche oder woanders hingucke, starre ich ihnen super creepy in die Augen. Auch nicht besser!
- Ich kann kaum erkennen, wenn mich jemand manipuliert oder belügt, deswegen wirke ich recht naiv.
- Beziehungen zu halten, finde ich schwierig. Kontakt aufbauen ist anstrengend für mich.
- Ich kann mich manchmal nicht richtig zeigen, weil ich massiv beschämt wurde von meinem Umfeld für mein Sein, für meine Schwierigkeiten, Sachen zu verstehen, die alle anderen offensichtlich ganz selbstverständlich erkennen. Besonders in Gruppenkontexten kam das vor und hat mich nachhaltig beeindruckt.
Wenn ich mich bewusst auf Kommunikation einlasse, kann ich inzwischen Emotionen und Ironie entziffern. Ich hab da einen Mechanismus eingeübt und analysiere Gesichter. Es scheint relativ typisch für weiblichen Autismus zu sein, dass er kaum auffällt und die Betroffenen gar nicht autistisch wirken, wie eins sich das vorstellt. Sie – wie übrigens auch viele männliche Menschen im Spektrum – haben also keine Ähnlichkeit mit Raymund, der hochbegabten, emotionslosen Hauptfigur des Films Rain Man, der das gesellschaftliche Bild von autistischen Menschen stark geprägt hat.
Diagnose
Ich habe keine Diagnose, weil meine Eltern mich nicht schwierig oder anders fanden. Ich kann also nicht sagen, ich bin Autistin. Wenn Menschen sich über mein Verhalten wundern, bezeichne ich mich trotzdem manchmal als autistisch, denn ich erkenne mich in bestimmten Merkmalen, die auf dieser Ebene des Neurodiversitätssprektrums liegen, wieder.
Ich verorte mich auf dem autistischen Spektrum und ich finde nichts an meiner Art zu sein ist krank, nichts an mir ist falsch.
Ich mag den Begriff Neurodiversität, weil er alle Menschen als neurodivers betrachtet und zB Autismus als eine natürliche Form der menschlichen Diversität und nicht als pathologisch versteht.
Vielleicht hab ich mal Lust, an einem gleichwürdigen Diagnoseverfahren teilzunehmen, in dem es nicht darum geht, was falsch ist an mir. Es gibt ein paar Tipps von euch aus der Community, wo ich Menschen finden kann, die so etwas anbieten. Ich würde das machen, einfach weil ich neugierig auf mich bin, weil ich etwas über mich herausfinden will und weil es nicht so einfach ist, mich selbst zu sehen. Ich kann ja nur von innen auf mich gucken. Vielleicht hilft da eine Einschätzung von außen.
Ich sehe meine Schwierigkeiten in sozialen Interaktionen, aber ich sehe nicht, wie mir eine Diagnose darüber hinweg helfen könnte.
Bei einem konkreten Problem hilft es mehr, dieses anzugehen, als mit Diagnosen zu werfen.
Das ist mein persönlicher Umgang. Und das ist auch der Hintergrund, warum ich immer wieder sage, dass Diagnosen bei Kleinkindern besonders im Neurodiversitätssprektrum nicht für die Kinder selber sind, weil die an und für sich kein Problem haben. Manchmal stellen sie eins dar für die Erwartungen ihrer Eltern, für die Institutionen, die darauf angewiesen sind, dass die Kinder bis zu einem bestimmten Grad funktionieren, oder für das Gesundheitssystem, das über Diagnosen funktioniert. Wenn ein Kind Unterstützung braucht durch zB Medikamente oder ein*e Integrationshelfer*in in Kindergarten oder Schule, dann braucht es eine Diagnose. Aber diese Diagnose ist nicht direkt für das Kind.
Eine Diagnose kann Menschen enorm einschränken und gleichzeitig so hilfreich sein für Familien.
Wenn ich mir vorstelle, ich wäre mit der Idee aufgewachsen, autistisch zu sein, ich hätte so vieles nicht versucht, weil ich gedacht hätte, Autist*innen können das halt nicht. Ich hätte nicht gedacht, „Oh, Emotionen lesen ist schwierig für mich, mal gucken, wie ich es trotzdem schaffen kann.“ sondern ich hätte mir selbst den Stempel „Autistin“ gegeben und damit ein „Ich kann das nicht!“ verfestigt.
Ich glaube, eine Diagnose kann eine sehr enge Schublade sein. Vor allem dann, wenn wie bei Autismus oder ADHS bestimmte männliche Prototypen auf die Person projiziert werden. Das kann zu einer self fulfilling prophecy werden.
Und gleichzeitig kann es so hilfreich und beruhigend sein für Familien, endlich zu wissen, warum sich ihr Kind verhält wie es das eben tut. Gerade älteren Kindern kann es weiterhelfen, eine liebevolle, ressourcenorientierte Diagnose zu erhalten. So viel Erklärung für so viele merkwürdige Dinge. Ich erlebe selber, wie die Beschäftigung mit Autismus mich erleichtert. Also ja, Diagnose ist nicht immer falsch.
Jede*r von uns hat eine bestimmte Buntheit im Kopf und keine*r hat Bock, in beschränkenden Schubladen zu sitzen.
Wenn wir das im Hinterkopf haben und wenn wir an die Ressourcen und die Stärken der jeweiligen Diversitätsausprägung denken, dann können wir auch als Gesellschaft ganz wunderbar an diesen Ausprägungen wachsen.
„Warum sind denn jetzt plötzlich alle hochbegabt und hochsensibel, haben ADHS, Dyskalkulie oder sind Autist*innen oder was auch immer?“
Ich glaube, das war schon immer so, aber dieser wahnsinnige Normalisierungsdruck wird weniger. Im Deutschland des Faschismus galt die Vereinheitlichungen von Menschen, das können wir immer weiter hinter uns lassen und werden stattdessen neugieriger auf das, was Menschen mitbringen, was sie schon sind. Wir erlauben uns mehr, unsere Diversität auszudrücken.
Wir werden nicht diverser, sondern wir geben uns mehr Raum zu sein, wie wir sind.
Und das ist etwas ganz, ganz Wunderbares!
Hallo Ruth,
sehr passend geschrieben. Ich bin Mama von drei neurodiversen Kindern, der Älteste mit Diagnose wegen des notwendigen Unterstützungsbedarf in der Schule, meine Mittlere ohne manifestierten Diagnose nur mit Verdacht auf ( da Fremdunterstützung bisher nicht notwendig und der Stempel nicht notwendig ist) und ein Kleinkind ( so viel Freude und Wut, schnell, sehr aktiv, sehr interessiert aber ohne notwendige Diagnose). A
Danke für deine Offenheit und deinen Erfahrungsbericht. Ich bin sowas von begeistert.
Mein Großer musste und muss bisher Dank des Schulsystems Einiges ertragen und wir versuchen ihn zu begleiten, zu stärken, zu unterstützen.
Liebe Grüße
Sabrina
Hallo, ich bin Mama von einem wundervollen, neurodiversen Jungen. Bis zur Grundschule war das Verhalten unseres Sohnes für andere interessant, begeisternd oder sogar bewundernswert. Ab der Schulzeit bekamen, vor allem wir Eltern extremen Druck, dass er so nicht richtig sei. Wir sollten dafür sorgen, dass er sich anpasst. Eine wirklich harte Zeit! Bis zu 5. Klasse haben wir uns gegen eine Diagnose gewehrt, haben uns dann in Absprache mit unserem Sohn entschieden ein Testverfahren zu durchlaufen. Was er übrigens sehr spannend fand! Wir haben das Ergebnis nicht veröffentlicht, haben aber mit unserem Sohn Strategien entwickeln können. Er hat eine Neurofeedbacktherapie gemacht, die wirklich klasse war und ihn auch weitergebracht hat. Wir haben von Bachblüten über Globuli, Traumreisen usw. alles ausprobiert und haben uns dennoch entschieden Medikamente auszuprobieren. ( wofür ich mich zu Beginn sehr schämte) Heute ist er in der 8. Klasse Gymnasium, fühlt sich extrem wohl im Klassenverband, ist in den meisten Bereichen ein ganz durchschnittlicher Schüler , in anderen besonders gut. Wir tauschen uns mit ihm und dem Arzt regelmäßig aus, ob es so oder anders weitergeht und sind froh , gemeinsam einen Weg gefunden zu haben. Unser Sohn hat eine Wahnsinns Anpassungsleitung vollbracht, ohne seine Individualität zu verlieren. Er bleibt ein interessanter, manchmal vielleicht kauzig wirkender Jugendlicher, der sehr selbstbewusst sagt, dass er so ist wie er ist Und er sich so mag. Er zeigt anderen gegenüber eine unglaubliche Toleranz für ihr Verhalten oder auch ihr anders sein, als vermeintlich viele andere.
Ach, das ist schön zu lesen! Wenn Diagnose dann so – als Unterstützung und Hilfe. Wie toll!
– Ruth
Es ist so schön und tut so gut, solche Lebensberichte zu lesen. Unser großer (7) wurde mit 2,5 vordiagnostiziert und seither tun wir alles was wir können, damit er sich in dieser Welt so gut zurechtfindet wie es geht. Dabei begleitet mit stets die Angst, ihn in eine Form zu pressen, denn man erhält kaum Feedback welches man nutzen könnte um zu beurteilen ob man es vielleicht bereits übertreibt.
Bisher blicken auch wir sehr positiv auf alles versuchte zurück. Doch nun ist er im schulpflichtigen Alter, was mir große Sorge bereitet, auch wenn unsere Montesori Schule damit sehr positiv umgeht und es mehrere Atypische Kinder gibt die sehr integriert sein sollen.
Dieser Artikel macht mir Mut, dass es letztlich mit Atypischen Kindern nur anders ist als mit typischen, aber nicht zwangsläufig komplizierter sein muss, wenn zumindest wir als Eltern offen sind für die Besonderheiten unserer Kinder.
Liebe Ruth,
vielen Dank für diesen berührenden und für mich mal wieder Augen- und Herz öffnenden Artikel. Meine Tochter ist jetzt 13 und als sie klein war habe ich mir manchmal so sehr eine Diagnose gewünscht, damit ich vielleicht eine Erlaubnis hatte, mein Kind nicht anders haben zu wollen als wie es nunmal war. Autismus,ADS als das spukte hier viele Jahre(und tut es zum Teil noch heute) durch unsere Familie wenn meine Tochter mal wieder zeigte und wir es von anderen wie so oft zu hören bekamen, das sie besonders war. Anders als andere Kinder in ihrem Alter . Zu viel von dem und zu wenig von jenem. Mit den Jahren hat mir mein Kind gezeigt das anders sein nichts schlimmes ist und das beharrlich ihren Weg zu gehen und sich nicht verbiegen zu lassen, nicht „stur“ oder „schwierig“ ist, sondern mutig und authentisch.
Darin war und ist sie meine grösste Lehrmeisterin.
Wie schön, dass du darüber schreibst, liebe Ruth!
Auch ich vermute, dass ich im autistischen Spektrum liege. Seit einem massiven Zusammenbruch vor ein paar Jahren bin ich auf der Suche nach mir selbst, möchte herausfinden, warum ich bin wie ich bin und warum ich so massive Schwierigkeiten habe, wieder auf die Beine zu kommen. Ich entdecke mehr und mehr, wie ich mich angepasst habe und wie meine Persönlichkeit aussieht, wenn ich es nicht mehr tue.
Bisher habe ich noch niemandem in meinem Umfeld von meiner Vermutung erzählt. Ich denke, es könnte einerseits hilfreich sein, um ein Wort für meine Schwierigkeiten in vielen Lebensbereichen zu haben. Andererseits habe ich Angst vor Stempeln wie „nicht empathiefähig“ oder „interessiert sich nur für sich“. So stark bin ich momentan nicht. Und deshalb habe ich mich auch noch nicht um eine Diagnose gekümmert.
Diese Anlaufstellen, wo man gleichwürdig behandelt wird, klingen aber interessant. Könntest du mir vielleicht sagen, wo ich die finde?
Ich suche selber noch. Eine gute Adresse sollen wohl Leute sein die sich mit Hochbegabung auskennen. Aber ja, es ist nicht einfach, vor allem wenn du gut versteckt hast wer du bist (hab ich auch. Masking heisst das im englischsprachigen Raum und betrifft vor allem weibliche Autist*innen).
– Ruth
Liebe Ruth,
danke für deine Offenheit und deinen Mut, dich zu zeigen! Ich finde deinen Einblick überaus spannend und hilfreich. Ich mag dreidimensionale Spektren und dass es eigentlich nur darum geht, sich selbst und andere in ihrem Sein zu akzeptieren und zu unterstützen.
Bei meiner Tochter (9) wurden wegen Schulverweigerung mit 6 Jahren „soziale Ängste“ diagnostiziert. Ich beobachte, dass sie einfach sehr vorsichtig ist, wem sie sich wie schnell öffnet, und dass sie auf Erwartungsdruck mit Rückzug und Starre reagiert.
Liebe Grüße,
Yasmin
Ja, Schule kann total Angst machen – das finde ich ehrlich gesagt keine Grundlage für eine Diagnose… Ich freu mich dass du sie sehen kannst wie sie ist!
– Ruth
DANKE Ruth das du so offen von dir erzählst! Du sprichst mir aus dem Herzen-eine Diagnose und vorallem ganz praktische Hilfestellung wie Ergotherapie oder Begleitung unserer Familie durch eine sehr liebe, erfahrene Kinderpsychiaterin mit einer tollen „positiven“ Einstellung (die wir lange gesucht haben) haben uns unglaublich geholfen und unser Sohn bekommt zum Beispiel auch in der Schule nun nicht mehr ständig negatives Feedback (langsam erholt sich sein Selbstbewusstsein). Und doch finde ich es schade, das Diagnosen oft als „du hast eine Krankheit“ erklärt werden. Wir haben das unserem Sohn anders erklärt und ich hoffe, er darf sein „Anders-sein“ (so beschreibt er es selbst) immer mehr als Geschenk erleben und alles an sich schätzen lernen kann, was wundervoll ist.. Und für die schwierigeren Sachen gute praktische Tips finden kann, die einfach den Alltag erleichtern.
Da ich mich selbst und unsere zwei Mädels auch als hochsensibel „erlebe“ sind wir sowieso alle ein bischen besonders in unserer Familie-jedes auf seine Art. Schlussendlich ist jeder Mensch ein Individuum und das ist toll!
Danke das du deinen Weg gehst und uns teilhaben lässt daran! Das ist so wertvoll!
Liebe Ruth
Ich habe eine 10j und eine 5j tochter, nach der geburt meiner 5j dachte ich na ja wenn du das mit allem was du beim 1sten kind an erfahrungen gesammelte beim 2then kind anwendest kanns nicht so doll schiefgehen.
Und ich habe sehr schnell gemerkt dass das rad ganz neu erfunden werden muss.
Es war mir schon irgendwie bewusst dass ich zwei individien habe und habe dies auch so versucht anzuschauen. Doch aus dem erzieherischen aspekt dann doch gemerkt ja da muss ja die erziehung auch individuel angepasst werden und dies gaaaanz krass.
Den die kleine hat zb mühe wenn etwas zu schnell geht abhandlungen ,wen dinge unvorbereitet passieren übervordert, manchmal muss sie dann 10mal wieder auf die unterste treppe zurück bis sie bereit ist die nächste stuffe zu nehmen. Und schaut suchend in den himmel, sie hat mühe mit vielen menschen, nach kurzer zeit in gruppen ist sie ausser rand und band und wird föllig hibbelig und spürt sich nicht mehr und im moment muss alles haar genau so sein wie das ihrer grossen schwester der teller die schuhe am liebsten auch schon 5kl unterrichts stoff, nähe kann sie schlächt annehmen nur wenn sie von sich aus kommt und dann auch nicht so lange und mit druck geht gar nichts da macht sie die schotten dicht oder tickt aus . Sie hat eine sehr schnelles auffassungsvermögen auch gewisse vereinbarungen die wir zusammen treffen klappen super sie ist ordendlich und ein ganz gewitztes frölein.
Ja da könnte ich noch einige dinge erzählen. Ich hab einfach zwei wudervolle kinder und so schön unterschiedlich und bunt.
Auch bin ich schon darauf aufmerksam gemacht worden dass sie autistische züge hat und das es doch einfacher wäre sie ab zu klähren. Doch aus genau deinen gründen die du beschrieben hast ,hab ich mich dagegen gewehrt. Bei den ausrastern die sie dann hat wenn sie sich nicht mer spührt habe ich schon zu hören bekommen puohhh die braucht ne terapie ( da habe ich geantwortet dass die erwachsenen besser terapiert werden müssen die solche aussagen machen.)
Ich bin auf meinem weg zu mir selber und auch auf dem weg sie zu begleiten und zu unterstützen ,auch heraus zu finden was tut ihr gut was können wir oder sie machen wens für sie schwierig wird in gewissen situationen ( übungen mit atmen und herz verbindungs techniken)und vorallem sie ist gut und ok so wie sie ist. Das ist mir sooo wichtig.
Ohne diagnose ohne irgend welche schubladisierungen.
Schubladen denken macht mich echt wütend.
Einfach sie selbst und da setze ich alle hebel in bewegung dass das auch so bleibt. Allgemein bei meinen beiden kindern ist dies mir sehr wichtig.
Was ist schon normal?
Jeder hat so tolle fähigkeiten und eigenschaften einfach eine wunderbare seele( doch wir menschen neigen dazu alles benennen zu wollen) ich ertappe mich da auch immer wieder.So nach dem motto in der hoffnung erleichterung zu finden benenne ich einfach etwas oder so.
Ich finde es noch schwierig zu schreiben den da sind sender und empfänger oft nochmals andersch eingestellt als schon bei tiräckter kommunikation.
Ich nehme wieder echt viel aus deiner sicht weise raus.
Ich denke du bist auf der suche und am forschen ……
suchen und forschen ist für mich mit finden verbunden auch antworten finden.
Ich habe mir jedoch auch schon die frage gestellt, sind die antworten denn nicht schon in mir drin oder wenn ich mich mit meiner seele verbinde bekomme ich sie von ihr ich kann doch eifach lernen ihr zu zu hören (das lerne ich noch)
Und ich finde diagnosen sind nicht nötig im leben. Sondern wichtiger sind denk und sichtweise auf etwas dass einem speziel an sich aufgefallen ist. Und sie dann wieder zu fragen was will ich damit erreichen und was soll es mir für ein gefühl geben wenn ich es erreicht habe odet ernn ich etwas weiss.
Ich denke wenn wir noch mehr verbreiten könnten das jeder ok ist und einzigartig so wie er ist hätten wir soo viele probleme nicht auch in der schule nicht . Da würde es sogar meiner meinung nach funktionieren wenn kinder und behinderte kinder zusammen in eine schule gehen könnten und wir die fächer anpassen könnten in individuelles lernen und vorallem wie kommunizieren und fühlen wir uns und wie begegnen wir uns.
Ja das wär schön,keine schubladen und abstuffungen und unterteilungen mehr. Jeder darf sein sich sein.
Alles liebe maya
Hallo Ruth,
ich möchte mich auch bedanken für den interessanten und berührenden Artikel.
Ich bin Mutter eines als dem Autismusspektrum zugeordneten Jungen (inzwischen mit Diagnose) und auch wir als Eltern haben lange gehadert, ob wir in die Diagnostik gehen wollen oder nicht.
Wir haben das Glück, einen ganz wunderbaren Kindergarten gefunden zu haben der eine wirkliche Bereicherung war. Unter dem Motto „So wie ich bin, bin ich gut“ wird jedes Kind so genommen wie es ist und darin bestärkt sie selbst zu sein.
Nun geht unsere Sohn seit wenigen Wochen in die Schule und auch hier haben wir eine Schule mit einem Konzept gefunden, das die Kinder dort abholt, wo sie stehen und ganz individuell die Kinder betrachtet.
Das müsste es meiner Meinung nach viel öfter geben und Schule wie Kindergarten muss völlig neu gedacht und reformiert werden!
Liebe Grüße
Danke, Nadine, fürs Teilen
! Und ja, solche Einrichtungen sind ein Segen.
– Ruth
Hallo!
Mein Sohn wurde augrund des Druckes durch Kindergarten und Schule auch diagnostiziert. Uns hilft es eigentlich nur wegen des Pflegegeldes und der noch notwendigen Schulbegleitung. Psychopharmaka für Kinder lehne ich ab. Es gibt ein Buch: Die Kinder krank Macher, dass ich mir gerade ausgeliehen habe. Es ist wirklich erschreckend, wieviele Kinder mit Antipsychotika o.ä. medikamentiert werden. Weichmacher fürs Gehirn, die für Erwachsene in psychotischen Phasen gedacht sind.
Unser Sohn spricht auch nicht mit Fremden und ist sehr verunsichert, wenn er von Fremden angesprochen wird. Der Alltag ist mit ihm aber auch sehr herausfordernd und man zweifelt oft an den eigenen Fähigkeiten als Eltern und kommt oft an die Grenzen. Er ist sehr emotional, hat häufige Wutausbrüche wegen verm. Kleinigkeiten/ geringe Frustrationstoleranz und ist teilweise sehr impulsiv, Es wird vieles kaputt gemacht und nicht über mögliche Konsequenzen nachgedacht. Er hat zwanghafte Verhaltensweisen in Bezug auf Handhaltung, Wörter (du, Name, der, die, das meist in Bezug auf seine Sachen) und diverse Geräusche (Essgeräusche, Husten, lautes Atmen usw…). Daher isst er z.B. meist in einem anderen Raum.
Er hat wenig Geduld, kann schwer abwarten, muss immer beschäftigt sein.
Er ist sehr eifersüchtig, ich darf nicht mit anderen Kindern und möglichst auch nicht mit anderen Erw. sprechen. Seinem jüngeren Bruder verbietet er auch Freunde zu haben und mit anderen Kindern zu sprechen.
Besuche stressen ihn auch sehr. In sein Zimmer darf normalerweise keiner, nur für Wäsche einsortieren, saugen… . Sein Bruder darf normalerweise auch nicht in sein Zimmer. Er ist sehr egozentrisch und teilweise sehr respektlos gegenüber anderen, beleidigt oder haut auch schnell mal. Schnell auf 180.
Mittlerweile ist er einmal in der Woche in der Autismusambulanz, wir hoffen es hilft ihm etwas. Er hat keine Freunde und Angst vor Zurückweisung.
Aufgrund seiner Besonderheiten sind wir sozial isolierter, als wir es normalerweise wären. Vieles geht einfach nicht mit ihm zusammen. Manches meiden wir, um unangenehme Situationen zu vermeiden.
Er möchte gern vieles allein machen, aber es ist immer eine Gradwanderung, weil er so viel anstellt und beschädigt. Daher ist Schule für mich einerseits ein potentieller Stressfaktor andererseits mittlerweile auch eine gewisse Entlastung. Ich halte nicht viel vom Schulsystem, wünsche mir aber zumindest eine alternative Schule, in der er sich wenigstens ein bischen wohl fühlt, nicht mehr auf Schulbegl. angewiesen ist und sich entfalten kann. Vor Ort bei uns bislang schwierig.
Für ihn wäre die Diagnose glaube ich auch eher diskrimierend als hilfreich, daher haben wir das so direkt mit ihm nicht thematisiert. Aber er merkt schon, dass er anders ist, was er nicht sein möchte. Daher sehe ich das mit den Diagnosen auch sehr gespalten.
Ganz kurz mal zu Medikamenten: Da gibt es mE ein nicht zu rechtfertigendes Stigma. Wenn es allen gut tut finde ich Medikamente total okay.
– Ruth
Meine Geschichte ist ganz ähnlich.
Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit dem Thema Neurodiversität.
Inzwischen bin ich sicher, dass auch ich auf dem Spektrum bin.
Und jetzt, als Erwachsene, ist es einfach so eine Erleichterung. Ich habe ein Wort für mein ganz persönliches Set an Eigenschaften, für meine Andersartigkeit. Und ich habe eine Community, in der viele Menschen zu großen Teilen ähnlich denken und fühlen.
Ich lese mein ganzes Leben ein bisschen anders und bin trotzdem froh, nicht schon als Kind irgendeinen Diagnosestempel aufgedrückt bekommen zu haben.
Es ist halt eine Gratwanderung zwischen sich hinter einer Diagnose verstecken, und in ihr Sicherheit und Selbstakzeptanz zu finden.
Heute hilft mir diese Selbstdiagnose, mich selbst so sein zu lassen, wie ich bin. Heute macht sie mich frei.
Wie ist das mit dem Körperkontakt mit dem Partner und den eigenen Kindern? Hast du da auch Schwierigkeiten?
Ich mag nicht intensiv und lange kuscheln, aber nein, ich mag Körperkontakt zu ausgewählten Menschen sehr.
– Ruth
Liebe Ruth,
Danke für diesen Artikel! Er hat so viel Inhalt den ich gerne draußen auf Plakaten in der Welt verbreiten würde „ Autismus als eine natürliche Form der menschlichen Diversität und nicht als pathologisch versteht“ oder auch „Wir werden nicht diverser, sondern wir geben uns mehr Raum zu sein, wie wir sind“
Ja genau das ist es doch! Jeder ist auf seine Art und Weise divers. Nur wenige dürfen ganz sie selbst sein und bleiben und fangen an sich falsch zu fühlen und Teile ihrer Persönlichkeit zu verbergen.
Ich habe 3 Kinder und bei der ältesten, 5-jährigen, standen wir noch vor gar nicht langer Zeit kurz davor sie diagnostizieren zu lassen (vermutlich ADHS, hochbegabt, hochsensibel), weil WIR Eltern verzweifelt waren, kein Verständnis in der Familie für ihre teilweise anstrengende Art und in Hinsicht auf die Schulpflicht nächstes Jahr wir dachten wir bräuchten eine Diagnose. Dein Artikel bestätigt mir, dass es richtig ist, dass wir es doch nicht gemacht haben. Sie anzunehmen wie sie ist und das auch dem Umfeld zu vermitteln „sie ist richtig so wie sie ist“ halte ich für unseren Weg. Und eine zu Schule finden die zu ihr passt, in der sie SIE sein kann. (Wir haben das Glück eine wundervolle freie demokratische Schule vor Ort zu haben. In einer Regelschule befürchte ich würden wir langfristig nicht um eine Diagnose drum herum kommen, weil die Schule es vermutlich verlangen würde. Einer von vielen Gründen mehr gegen unser Bildungssystem. Leider.)
Ich wünschte mehr Kinder hätten die Chance von ihren Eltern bedingungslos angenommen zu werden, auch wenn sie anders sind als viele.
Mein Halbbruder, 16, wird durchs System geschickt, zig Diagnosen, zig Schulwechsel, Betreuer usw. seit dem Kindergarten (Asperger, ADHS, Autist). Ich sehe bei ihm so viel Leere, dass er gar nicht weiß wer er ist, weil er nie er selbst sein durfte und von klein auf das „Problemkind“ war.
Mega spannend. Danke für den sehr persönlichen Einblick. Ich fände e es eine so wunderbare Entwicklung, wenn wir von Diversität sprechen können und nicht in Pathologien denken. Falls du Literaturempfehlungen bekommst, die in diese Richtung gehen, teilst du sie mit uns?
Gern! Bisher ist es echt eher mau.
– Ruth
Übrigens, hier gibt es einen interessanten Artikel über Charakterstrukturen von Christiane Geiser (Focusingmethode). Leider hatte ich nicht die Zeit, mich genauer damit zu befassen, da mir andere Literatur gerade näher ist, aber darin hat sie ganz viele Literatur zitiert, die sich sicher mit diesem Thema jenseits vom Störungsdenken beschäftigt.
http://www.gfk-institut.ch › 2015/07PDF
Webergebnisse
Christiane Geiser – GFK-Institut
Oh, danke!
Ich habe eine Tochter, 9 J, und wir haben gerade die Diagnose ADS bekommen. Für uns eine Riesenerleichterung! Wir haben sie schon immer angenommen, so, wie sie ist, aber jetzt verstehen wir sie auch endlich. Geändert hat sich im Alltag nichts Grundsätzliches, aber unsere veränderte Eltern-Haltung hilft, dass viele Situationen ruhiger ablaufen, nicht so schnell eskalieren. Wir gucken jetzt nicht mehr nur in 4 Richtungen, was mit ihr sein könnte, sondern auch noch in die 5. Ich begreife ihr Wesen viel besser und kann sie individueller stärken. Und ich kann viele Dinge besser mit ihr vorbereiten. Ich spüre auch, dass es ihr hilft zu wissen, dass ihr Gehirn anders funktioniert und sie deshalb manchmal erschöpft ist. (Wir haben ihr nicht die Diagnose gesagt, sondern es umschrieben). Mit 5 wurde eine Angststörung diagnostiziert und auch diese ist ein Symptom der ADS. Ich hätte es also gerne schon früher gewusst… Medikamente braucht sie im Moment nicht, aber die Tochter einer guten Freundin bekommt welche. Damit sie überhaupt eine Chance hat, etwas zu lernen. Das ist durchaus gerechtfertigt, weil ihr Alltag sonst kaum zu bewältigen wäre. Sie möchte nämlich lernen!
Moin Susanne! Ja, das ist voll gut das auch mal so zu lesen. Das freut mich dass es hilft.
– Ruth
Ein toller Artikel! Aber warum steht oben Eva als Autorin und Ruth beantwortet die Fragen?
Hi Karla! Eva ist die Frau aus unserem Team, die meine Worte zusammenbaut zu einem Artikel – ich antworte weil mir das Freude macht.
– Ruth
meine lösung fürs in die augen schauen: menschen haben das gefühl, man schaue ihnen in die augen, wenn man ihnen auf ihr „drittes auge“ schaut. das ist angenehm für mich und nicht so creepy für die anderen. hatte ich aber auch erst mit mitte 20 entdeckt 😀
es liest sich sehr „nach mir“.
meine diagnose hieß ADS. weil ich aber niemanden belastete und gemütlich durch mein abitur kam, hat man mich zwar als komisch oder manchmal auch behindert wahrgenommen (letzteres verletzte mich), aber keiner sah einen grund mich zu therapieren. mein bruder war hochbegabt und hat ADHS, da kam meine diagnose nur so nebenbei während der familientherapie zustande 🙂
Hey du! Ja, zwischen die Augen schaue ich auch, aber das ist für mich schon ganz schön anstrengend. Danke fürs Erzählen!
– Ruth
Liebe Ruth,
wow. Ich bin gerade hin und weg, danke für diese offenen Worte. Mein Sohn ist auch schon immer „anders“, aber wie du auch sagst, ist das ja irgendwie jeder. Inzwischen ist er 8 und nun ganz frisch diagnostiziert. Das erste Mal hatten uns Erzieher im Kindergarten auf ihn angesprochen, da war er 4. Ich habe mich vehement gegen eine Diagnostik gewehrt, weil ich keine Stigmatisierung, keine Schublade für ihn wollte! Er ist genauso so wunderbar. Inzwischen gibt es aufgrund der Gesellschaft bei ihm selbst durchaus Leidensdruck und ich hoffe, die Diagnose hilft mit der Zeit auch ihm selbst sich zu verstehen. Für mich erklärt sie so vieles! Sie ist eine wahnsinnige Erleichterung für mich, lauter Puzzlestücke setzen sich zusammen. Ich lese und lese und es gibt so viel für mich zu lernen zum Thema Neurodiversität. Deine Worte waren mit das berührendeste, was ich bisher gehört habe. Danke.
Liebe Ruth,
Tausend Dank !