Wir starten am 31.8. eine Challenge zum Lösen von Konflikten.

Hier kannst du dich eintragen, um dabei zu sein.

 

Lieber hören als lesen? Bitte schön:

 

 

 

Mir fallen in letzter Zeit immer wieder Posts auf, in denen Kniffe angepriesen werden, die Konflikte lösen sollen:

„Mach dieses und jenes, damit dich dein Kind nie wieder bei wichtigen Gesprächen unterbricht!“

„Kaufe XY und dein Kind wird sich immer die Zähne putzen.“

Kniffe und schnelle Lösungen sind nicht perse falsch, aber das ist nicht das, was ich meine, wenn ich über das Lösen von Konflikten schreibe. Ich glaube, wir verpassen da eine grosse Chance, wenn wir nicht genauer hinsehen. Konflikte mit Kindern sind nämlich so verbreitet wie wertvoll. Und missverstanden.

Was ist ein Konflikt?

Wirklich destruktive Konflikte drehen sich meistens um ein Verhalten des Kindes, das ein Elternteil anders haben will. Das Kind klappt den Klositz nicht hoch, es schmeißt Dinge durch die Gegend, es lernt einfach nicht, sich alleine anzuziehen, es probiert Schimpfwörter aus, es isst nicht wie gewünscht, es will nicht ins Bett gehen, es möchte länger Playstation spielen…

Das Verhalten des Kindes ist der scheinbare Konflikt. Es stört, ist unhöflich, es tut weh, es ist unsozial…

Aber: Für einen scheinbar unlösbaren Konflikt brauchen wir mehr als nur ein Verhalten.

Wenn das Verhalten deines Kindes ein universelles Problem wäre, würde es alle Eltern stören. Es gibt aber Eltern, die stören sich nicht daran, wenn ihr Kind noch zehn Minuten länger daddelt. Das hat also etwas mit dir zu tun. Ja. Ich habs gesagt.

Ein Konflikt wird erst dann schwierig und schmerzhaft, wenn du ein Problem hast, wenn du Drama reingibst.

Wenn du dich dann darauf konzentrierst, wie du mit deinem Kind kommunzieren kannst, damit es aufhört, steckst du in erzieherischen und manipulativen Gedankengängen. Da geht es nicht darum, das Miteinander zu gestalten, sondern darum, dein Kind zu verändern, damit du es nicht mehr so unangenehm hast.

Das alles ist nicht schlimm, das ist kein Schuldvorwurf. Du bist jetzt an dem Punkt, an dem du etwas tun kannst, an dem du nicht mehr ausgeliefert bist. Wenn du das Drama in dir auflösen kannst, dann kannst du die Situation auch verändern. Ohne gewalttätig zu werden.

Ist das nicht wunderbar?

Wie löst du einen Konflikt wirklich?

Kennst du das, wenn du schon lange ein nerviges Thema mit deinem Kind hast und ein gelesener Artikel, ein Gespräch, ein Gedanke plötzlich alles ändert? Es macht klick, der Konflikt ist der gleiche, aber er stört dich nicht mehr, deine Anspannung ist einfach weg?

Das ist für mich das wirkliche Lösen eines Konflikts. Erstens löst sich dadurch der eigentliche Konflikt oftmals auch direkt auf und zweitens hast du etwas ganz wichtiges gemacht:

Du hast die Idee davon, wer hier etwas verändern kann, gedreht und hast angefangen, auf dich zu gucken.

Wenn du einen Konflikt mit deinem Kind hast, dann schau dir natürlich gerne sein Verhalten an. Finde heraus, warum es das macht. Was war vorher los? Hat es Stress? Braucht es irgendwas? Kannst du ihm irgendwie helfen?

Aber wenn der Konflikt dramatisch ist, wenn er dich richtig aufregt, du sauer wirst, dann ist es einen Blick auf dich selbst wert. Und zwar keinen abwertenden! Kein „Reiß dich mal zusammen!“, kein „Aber wenn man richtig unerzogen ist, dann muss man das so und so machen!“. Nein!! Das ist nicht friedvoll, sondern Gewalt an dir selbst!

Nimm dir Zeit.

Ich glaube, Konflikte mit Kindern eskalieren so oft, weil wir sie sofort lösen wollen.

Die Chance liegt in der Zeit: Durchatmen. Raum geben. Hinsetzen. Erstmal überlegen.

Ganz selten handelt es sich um Situationen, in denen du sofort entscheiden musst. Meistens ist es doch so, dass du nochmal nachdenken kannst. Und dieses Nachdenken, dieses Bremsen und dir selbst Zeit geben kannst du dafür nutzen, herauszufinden, was wirklich das Problem ist. Und ich kann dir schon im Vorraus verraten, das Verhalten deines Kindes ist es nicht!

Was genau ist das Problem?

Schau ehrlich hin. Schicht für Schicht. Was genau stört dich?

Kann es sein, dass…

  • … für dich, bestimmte Geräusche, die dein Kind beim Essen macht, eklig sind und du sie einfach nicht ertragen kannst?
  • … du Angst hast, dein Kind würde asozial, gemobbt oder gewalttätig, wenn es lange an der Playstation spielt?
  • … du dich nicht gesehen fühlst?
  • … du merkst, wie jemand anderes dir zuguckt und du denkst, du müssest das jetzt so machen aus Sorge darüber, was die Person über dich denken könnte?
  • … es dir peinlich ist, wenn ihr immer zu spät in den Kindergarten kommt?
  • … du findest, dein Kind müsse auch mal gehorchen?
  • … du Sorge hast, dein Kind würde nie selbstständig?

Nichts davon ist falsch! Und vieles davon ist tabuisiert, wodurch es einfacher scheint, am Verhalten des Kindes zu schrauben, als sich ehrlich einzugestehen, was das gerade wirklich für dich bedeutet. Aber nichts daran ist falsch. Wir alle haben das. Wir alle abstrahieren von einer Kleinigkeit, die ein Kind macht, zu „Oh Gott, es wird drogenabhängig und liegt bald tot in der Gosse!“ Das passiert und das ist ganz normal. Es gibt keinen Grund, sich deswegen klein zu machen, zu beschämen oder zu erniedrigen. Je ehrlicher du wirst, desto eher kannst du dein Problem und danach eine Lösung finden.

In dem Moment, in dem du dir Raum gibst, durchzufühlen, was gerade bei dir los ist, verändert sich schon etwas.

Wie kann das laufen?

Dein Kind kommt nach einem langen Tag nach Hause und setzt sich direkt an die Playstation. Du merkst, wie du immer gereizter wirst, es soll jetzt endlich weg von dem blöden Ding und was anderes machen. Anstatt dein Kind anzumaulen oder eine Pseudo-Absprache zu erzwingen, lässt du es erstmal weiter an der Playstation spielen, setzt du dich mit einem Tee hin und überlegst, was da gerade bei dir los ist.

„Ich habe Angst und glaube, das Verhalten meines Kindes zeigt, dass ich ein schlechter Elternteil bin. Ich möchte, dass mein Kind sein Verhalten ändert, damit ich mich wieder wohl fühle. Irgs, wie unangenehm. Ein bisschen peinlich, sowas zu denken. Aber ja, genau so ist es gerade.“

Klar kann es unangenehm sein, den wirklichen Konflikt herauszufinden. Aber sobald du ihn kennst, kannst du auch etwas tun.

Dann kannst du mit deinem Kind zusammen Playstation zocken. Dann kannst du Wege finden, dich gewertschätzt und gesehen zu fühlen als Elternteil. Dann kannst du dein Kind fragen, was es an dir schätzt. Dann kannst du tolle Sachen für dein Kind planen. Was fällt dir noch ein?

Du kannst lauter Dinge tun, die dir zeigen, dass du doch ein toller Elternteil bist, ganz unabhängig davon, wie viel Zeit dein Kind an der Playstation spielt. Du brauchst nicht in den Konflikt einsteigen, du brauchst keinen Kampf beginnen. Es kann sein, dass du das trotzdem machst, aber dann weißt du jedenfalls wofür. Und kannst so die volle Verantwortung übernehmen.

Ich glaube, dass echtes Konfliktelösen nicht das Auflösen von allen schlechten Gefühlen und stressigen Momenten und korrelierenden Bedürfnissen ist. Nein, echtes Lösen von Konflikte ist der Blick auf uns.

Wenn du magst, komm in die Challengegruppe, in der wir das Schritt für Schritt durchgehen. Am 31.8. geht’s los. Ich freu mich auf dich!