“aber es ist ja auch nicht gut, wenn man nicht klar mit Kindern ist”

Ja. Manche Eltern sind am schwanken wenn sie friedvolle Elternschaft lernen und ja, manchmal braucht mehr Grenzen und Hilfe. Hier hab ich darüber geschrieben, warum ich daran glaube, dass es Unsicherheit dabei braucht und zwar sehr.

Aber ich habe die Nase voll davon, dass wir elterliche Zweifel als angebliches Gegengewicht zu elterlicher Gewalt benennen.

Denn elterliche und gesellschaftliche Gewalt an Kindern ist überall. In der Tatsache, dass wir Kinder an Orte sperren und das dann Spielplätze nennen (aber NICHT ZU LAUT!!), in der fehlenden Unterstützung von Menschen, die die kostenlose Carearebeit leisten, die wir alle brauchen um als Gesellschaft zu funktionieren.

Sie ist in den wütenden Blicken, in der fehlenden Verfolgung von Gewalt an Kindern – und in der realen verdammten Tatsache, dass Kinder noch immer die ERSTEN Opfer in Kriegen sind und disproportional betroffen von körperlicher und sexualisierter Gewalt.

Gewalt an Kindern – lass und mal ehrlich sein

Statistisch gesehen sind jede Menge Kinder jeden Tag Opfer von Gewalt. Jeden Tag werden Kinder geschlagen und misshandelt. Und wenn wir psychische Gewalt mit dazu nehmen, dann wird es völlig unüberschaubar. Einrichtungen, Eltern, Grosseltern, wir alle sind bereit massive Gewalt anzuwenden UND zu übersehen, allein, weil es nicht zu managen wäre, das dauerhaft zu benennen (das ist übrigens typisch für die Menschen, die sich von uns begleiten lassen – dass sie die Gewalt auf einmal überall sehen).

Also, können wir bitte aufhören, davon abzulenken?

Es ist eine sehr alte und sehr beliebte Technik, von dem realen Leid von Menschen abzulenken, indem wir etwas nehmen, was wir als angebliche Alternative herauspicken und dann grösser machen als es ist.

Ein bisschen so, als würden wir sagen “boah, lass mal Frauen keine Rechte geben, was wenn die dann Männer nicht mehr heiraten wollen und die Männer einsam sind, das ist ja auch schlimm?!” – ah wait, das PASSIERT JA GERADE. Und es setzt Einsamkeit und Sorgen (vollkommen reale Folgen für männlich sozialisierte Menschen) mit dem Leid weiblich sozialisierter Menschen gleich. Als wäre das das Gleiche.

Kinder erleben Gewalt. Sie sind eine marginalisierte Gruppe.

Ein bisschen fucking netter zu sein zu ihnen ist das Mindeste.

Aber, ich das nicht wirklich schlecht, mit dem Zweifeln?!

Unsichere Eltern sind aber doch ein Problem. Oder? Okay, vielleicht nicht so wahnsinnig gross, aber IST das nicht eines?

Ich hab da meine Zweifel.

Und zwar, weil die Eltern, die ich seit 10 Jahre begleite, krass viel zweifeln und dann Angst haben, dass das falsch ist. Ich kann aber nur zweifeln, wenn ich wirklich das Kind als Menschen gewichte.

Ist es mir egal, wie es dem Kind geht dann HABE ich kein Dilemma wenn die Zähne geputzt werden mussten. Dass mich das verunsichert, liegt daran dass mir das Kind AUCH wichtig ist. Dilemma ist der Ausdruck für die Menschlichkeit meines Kindes und damit erstmal: Gut.

Also, zweifle weiter. Und lass dir nicht einrichten dass in einer Welt, in der Kinder die ersten Opfer sind, deine Zweifel damit gleichzustellen sind.