‚Ich will das aber haaaaaaben!!‘

Kennst du? Du bist mit deinem Kind im Supermarkt, willst einfach nur zwei, drei Dinge fürs Abendessen einkaufen und dann kommt ihr am Zeitschriftenregal vorbei. Drama. Es will alle Zeitungen haben, auf denen ein schmuckes Plastikspielzeug klebt, das schon beim Angucken fast auseinanderfällt. ALLE! Und nu?

Geld ist so ein spannendes Thema. An ihm können wir viele Grundfragen friedvoller Elternschaft beleuchten.

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Ökonomische Macht

Wir Eltern haben alle ökonomische Macht. Und diese Form der Macht wird als letzte ausgeglichen. Physische Macht ist im Teenager-Alter kein Thema mehr, psychische Macht nimmt zu ebendieser Zeit massiv ab, was sich dadurch zeigt, dass die Jugendlichen elterliche Werte anzweifeln.

Was bleibt, ist die ökonomische Macht. Viele Eltern nutzen das aus: ‚Du bekommst nur Geld, wenn du den Schulabschluss machst.‘ ‚Ich bezahle dir den Führerschein nur, wenn du nicht rauchst.‘ ‚Du bekommst das Geld nur, wenn du es für die richtigen Sachen ausgibst.‘

Das ist ganz klar Machtmissbrauch!

Macht an sich ist ja erstmal nichts falsches, sie ist im Eltern-Kind-Verhältnis einfach da und du sollst sie auch nicht abgeben und sagen ‚Mach doch, was du willst!‘. Wie du aber mit ihr umgehst, wie du sie einsetzst, darum geht es. Um den bewussten Umgang mit Macht.

Wie bereit bist du, von deiner Macht abzuweichen?

Es ist völlig ok, wenn du deine Finanzen gecheckt hast und dann Bereiche festlegst, über die du allein entscheidest. Wenn du an gewissen Stellen, die Kontrolle behalten willst. Wenn du deine Macht einsetzst an einem Punkt. Vielleicht weil du denkst, dein Kind habe noch nicht genug Weitsicht, um darüber zu entscheiden, ob Geld zurückgelegt wird, um mögliche Reparaturen am Familienauto bezahlen zu können. Oder damit noch genug Geld am Ende des Monats da ist, um frisches Obst kaufen zu können.

An anderen Stellen hingegen kannst du vielleicht Macht abgeben. Du kannst dich auf Diskussionen einlassen. Zuhören. Und bei besseren Argumenten kannst du diesen auch folgen.

Warum überhaupt Taschengeld?

Die Selbstermächtigung junger Menschen ist der Grund schlechthin für eigenes Geld. Will dein Kind etwas kaufen, was du doof findest, sollte es die Möglichkeit dazu haben, ohne zu betteln und ohne sich schlecht zu fühlen. Es sollte in eurem persönlichen finanziellen Rahmen selbst entscheiden können, was es sich kauft.

Lernen läuft, indem wir Fehler machen. Auch im Umgang mit Geld. Dein Kind wird Geld für Sachen ausgeben, die es hinterher doch nicht mag. Es wird vielleicht traurig sein, weil es den Kauf bereut. Es wird womöglich sauer sein, weil es das Geld lieber zurück haben will. Diese Erfahrungen sollte dein Kind machen dürfen!

Bist du bereit, deinem Kind die Freiheit im Umgang mit Geld zu geben?

Dein Kind wird sein Geld definitiv für Sachen ausgeben, die du bescheuert oder sogar grundfalsch findest. Das ist sein gutes Recht!

Wie viel Geld soll ich meinem Kind geben?

Diese Frage kannst du dir nur selbst beantworten. Wie viel Geld hast du zur Verfügung? Wie viel davon kann einfach so ausgegeben werden? Wie viel Geld kann als Übungsgeld drauf gehen? Was soll dein Kind von seinem Taschengeld bezahlen? Wie viel Verantwortung trägt dein Kind? Und ganz wichtig:

Wie viel Geld möchtest du – von Herzen gerne – zur Verfügung stellen?

Manche Kinder wollen ihr Geld täglich bekommen, damit sie es sich leichter einteilen können, andere lieber jährlich und dann gleich einen ordentlichen Batzen. Große Beträge einzuteilen, fällt manchen Erwachsenen sogar schwer, wenn dein Kind da also Hilfe braucht, gib sie ihm. Vielleicht will dein Kind das Geld auch gar nicht haben, sondern du sollst es aufbewahren.

Da kannst du gucken, was zu euch als Familie und euch einzelnen Personen passt. Stell dir bei Bedarf doch eine Erinnerung im Handy ein, damit du daran denkst, das Taschengeld auszuzahlen.

Was bedeutet Geld für dich?

Wirst du sauer, wenn dein Kind nach dem teuren Hatchimal quengelt, obwohl doch anderswo Kinder hungern? Glaubst du, Geld sei etwas falsches? Man müsse darum kämpfen? Glaubst du, Geld sei immer knapp? Fragst du dich, wie dein Kind bloß immer so aufs Kaufen versessen sein kann, anstatt sich einfach mal zufrieden zu geben?

Wenn du merkst, du fühlst dich mit dem Geldthema nicht wohl, du empörst dich darüber, du wertest Geld ab, dann lohnt es sich, hinzuschauen.

  • Was bedeutet Geld für dich?
  • Welchen Symbolwert hat Geld für dich?

Da geht es nicht darum, deine Gedanken zu werten, sondern zu erkennen, dass da etwas zwischen dir und deinem Kind steht. Wenn deine Gedanken rund um Geld nicht friedvoll sind, kannst du mit deinem Kind nicht offen darüber sprechen. Du kannst es nicht neugierig fragen, ob es wirklich so viel Geld für die klapprige Plastikkasse ausgeben will. Stattdessen streitet ihr über deinen Symbolwert von Geld und dein Kind fühlt sich abgewertet in seinem Wunsch.

Je konstruktiver wir von Anfang an mit Geld umgehen, desto besser kann unser Umgang damit im Laufe unseres Lebens werden.

Sprecht über Geld! Nehmt ihm diesen fürchterlichen Mythos. Geld ist nicht schlecht. Geld stinkt nicht. Es ist Teil unseres Lebens. Geld wird erst dann schwierig, wenn es als Instrument für schlechte Dinge gilt, aber das gilt für alles andere auch. Ich kann ja auch mit meinen Worten Menschen schlimm verletzen, das ist aber kein Grund, nie mehr zu sprechen.

Eigenes Geld in der Praxis

Das kann sehr unterschiedlich sein und hat etwas damit zu tun, wie deine eigene Geldgeschichte war, wie viel Geld überhaupt da ist, wie offen du mit Geld umgehen kannst, wie viele Personen ihr seid…

Es gibt Familien, die ohne Erziehung leben, die ziehen die Miete, laufende Kosten usw ab und alles, was dann noch übrig bleibt, ist für alle da. Es wird miteinander besprochen, was wofür ausgegeben wird. Oder der Rest wird auf die Familienmitglieder aufgeteilt.

Es gibt Familien, die ein Bankkonto haben, auf das alle Familienmitglieder Zugriff haben. Oder eine Schale zur freien Verfügung, in die alle, die gerade Geld übrig haben, etwas hineinwerfen.

Wie läuft es bei euch mit dem Taschengeld? Gibt es das? Oder habt ihr da keinen Bedarf? Was kauft ihr vom eigenen Geld und was wird aus der Familienkasse bezahlt? Schreib gern was dazu in den Kommentaren 🙂

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