Okay.
Nicht mehr erziehen. Beziehungsorientiert. Gleichwürdig. Miteinander. Augenhöhe.
Blabla.
Im Ernst. Echt. Blablabla. Alles nur leere Worthülsen. Die du füllen willst. Oder? Ich meine, von Beziehung reden und Beziehung leben, das sind zwei paar Schuhe. Aber wirklich.
Was hilft, sind Ressourcen. Viele Ressourcen. Ausführliche Ressourcen. Verschiedene Ressourcen.
Gibt es ja auch. Da stellt sich allerdings die nächste Frage: Wo beginnen?
Der ultimative Guide – subjektiv und parteiisch!
Du bist hier, das ist schonmal gut! Fangen wir deswegen gleich mal mit den Blogs an.
Sehr geile Scheiße schreiben meine Kolleginnen von diephysikvonbeziehungen.de zum Beispiel. Da entdeckst du vielleicht das ein oder andere von mir. In diesem Blog versammeln sich lauter Vor- und Mitdenkerinnen der Erziehungsfreiheit. Multiperspektivisch, vielstimmig. Und oft auch leicht verdauliche, kleine Happen, zum Beispiel aus Diskussionen.
Und dann sind da noch meine lieben Mitbloggerinnen. Lena von familienleicht.de zum Beispiel. Oder Aida von elternmorphose.de Oder Kira von happybabies-bindung.de
Oder Joy von freiefamilie.de Oder Andrea von herzensglückskind.com…
Viele verschiedene Stimmen mit einer Idee: Mehr Beziehung und weniger Erziehung in Familien.
Dann ist da noch Katia, die schon sehr lange tolle Arbeit im Bereich ‚bedüfnisorientiertes Miteinander‘ leistet. Hier habe ich sie interviewt:
Und dann sind da noch die Bücher.
Oh meine Güte. Da weiß ich nicht so recht, wo anfangen. Aber ich wage es mal.
Bücher!
Meine Kollegin Sylvie hat dazu gleich eine ganze Hymne geschrieben. Recht hat sie! Bücher zu lesen, immer wieder, stellt sich auf ein theoretisches Fundament. Es sichert dich immer wieder ab. Es hilft dir, zu unterscheiden, wie du leben willst und wie nicht. Es ist großartig.
Fangen wir mit einer kleinen, feinen wunderbaren Auswahl an. Alles selbst gelesen. Kein Schnacken! Zu jeder Frage ein Buch als Antwort, dachte ich mir so. Okay, ab und zu ist es noch ne andere Ressource. Lass dich überraschen!
Warum gibt es eigentlich die Antipädagogik und woher kommt sie?
Das Standardwerk ist von Ekkehard von Braunmühl, dem Begründer der Atnipädagogik. Darin erklärt er übrigens auch, was Erziehung eigentlich genau meint und warum sie etwas anderes ist als bloße Einflussnahme, wie sie zwischen allen Menschen stattfindet. Zeit für Kinder: Theorie und Praxis von Kinderfeindlichkeit, Kinderfreundlichkeit, Kinderschutz.
Was ist jetzt eigentlich so schlimm an Erziehung?
Vieles. Vor allem auf der psychischen Ebene wirkt sie sich aus. Alice Miller hat dazu viele Jahrzehnte geschrieben und geforscht. Sie kommt zu dem Schluss, dass Erziehung an sich ein Verbrechen am Kind ist. In eindrucksvollen Beispielen schildert sie das in ihrem Buch Am Anfang war Erziehung.
Aber Grenzen und Konsequenzen müssen ja sein! Oder?
Nein. Was aber statt dessen sein kann und wie wir miteinander umgehen können jenseits von Strafen, Lob und Manipulationen, schildert Naomi Aldort: Von der Erziehung zur Einfühlung: Wie Eltern und Kinder gemeinsam wachsen können.
…aber sie müssen doch auch mal lernen, dass…?!
Keineswegs. Aber sie tun es trotzdem. Immer. Warum Gehorsam hinderlich beim Lernen ist und schreckliche Folgen in der Psyche eines Menschen hat, schildert der großartige Arno Grün in Wider den Gehorsam.
Ich meine es eigentlich nur gut! Wie kann ich das meinem Kind vermitteln?
Indem du es zeigst und den Zweck nicht die Mittel heiligen lässt. Alfie Kohn widmet diesem Problem ein Grundlagenwerk mit Gänsehautgarantie: Liebe und Eigenständigkeit: Die Kunst bedingungsloser Elternschaft, jenseits von Belohnung und Bestrafung.
Später müssen sie ja aber auch mal (irgend eine Erziehungsziel einsetzen). Wie bringe ich ihnen das denn bei ohne zu erziehen?
Gar nicht. Denn ’später‘ existiert nur in deinem Kopf. Zur transformatorischen Kraft der Achtsamkeit im Moment zu kommen, ist nicht leicht. Zum Glück hat Eckehard Tolle ein paar Ideen zum Thema: Jetzt! Die Kraft der Gegenwart.
Ich bin oft wütend und gemein zu meinen Kindern, weil ich denke, dass sie besser gehorchen müssen. Wie komm ich da raus?
Indem du die Realität annehmen lernst. Denn das, was dich wütend macht, ist nur in deinem Kopf. Krass? Oh ja, ziemlich. Und ziemlich befreiend, wenn man sich drauf einlassen mag. Ich empfehle dazu Byron Katie und ihre Arbeit Lieben was ist. Wie vier Fragen Ihr Leben verändern können.
Mein Kind muss aber später mal in die Schule/arbeiten. Das Leben ist kein Ponyhof!
Keineswegs muss irgendjemand irgendetwas. Dem Gegenstand Bildung, Schule und der Idee der Abhärtung hat sich ein grandioser Film genähert, der interessante Lösungen anbietet: Alphabet - Angst oder Liebe? (OmU).
Ich habe keine Vorbilder in meiner Nähe. Wo finde ich denn Gleichgesinnte?
In der Rubrik ‚Treffen‘ im unerzogen Magazin.
Und wo kann ich von Menschen erfahren, die ganz andere Wege gegangen sind, was das Familienleben, Schule und das Miteinander angeht?
HIER! Im Online-Bildungskongress erzählen viele, viele Menschen von ihren Ideen von Bildung und Miteinander und schlagen den Bogen von ganz persönlichen Entscheidungen über ihre Leben, Arbeiten und ihre Bildung zu gesamtgesellschaftlichen Fragen. Sehr, sehr sehenswert!
Hä? Es gibt Leute, die wirklich nicht zur Schule gehen UND nicht erzogen werden? Sind die bekloppt? Wie kommen die in der Welt klar?
Ziemlich gut. Andre Stern zum Beispiel: ... und ich war nie in der Schule: Geschichte eines glücklichen Kindes (HERDER spektrum).
Ich komme mit meinen Kindern ganz gut klar – aber gibt es auch sowas wie erziehungsfrei für Erwachsene?
Allerdings. Die Idee der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg ist meiner Meinung nach die Entsprechung friedlichen, beziehungsorientierten Miteinanders zwischen allen Menschen, nicht nur Eltern und Kinder. Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens.
So.
Das war ein Anfang. Oder? Fehlt dir noch was?
Schreib mir hier in den Kommentaren! Ich gucke mal, ob ich zu deiner Frage etwas finde. Und wenn nicht, na, dann muss ich es eben schreiben.
Bis dahin!
P.S. Dieser Post enthält Affiliate-Links. Wenn du über die bestellst, unterstützt du meine Arbeit.
Liebe Ruth!
GENAU DIESE Bücherliste habe ich gebraucht 🙂 Vielen lieben Dank!!
Liebe Ruth!
Wow in deiner Auflistung sind so wertvolle Blogs und Bücher, die meisten lese ich regelmäßig. Bis auf Ekkehard, da habe ich anscheinend viel verpasst – ist schon bestellt!
Ich fühle mich sehr geehrt, dass du auch meinen Blog empfiehlst. <3
Ich lese deinen, für mich so bereichernden, Blog so gerne. Ich kann viel mitnehmen für meine Beziehung zu meinem Sohn. Danke auch dafür!
Allerliebste Grüße
Andrea
Liebe Andrea, na, aber sicher empfehle ich deinen Blog!
Liebe Grüße zurück!
Ruth
Liebe Ruth,
danke für die Liste! Super Vorschläge, meine Amazon-Wunschliste platzt schon aus allen Nähten.. Was mir spontan noch einfällt ist „In Liebe wachsen“ von Gonzales. Ich habe es nur einmal vor 2 Jahren gelesen, aber erinnere mich noch sehr gut an den Wahnsinns-„Aha!“-Moment. Er beschreibt darin ja sehr viele konkrete Situationen aus Sicht des Kindes. Keine Ahnung wie unerzogen es ist, aber ich fand es wahnsinnig toll damals.
Lieben Gruß
Madeleine
Liebe Madeleine,
oh ja! Kaum dass ich die Liste veröffentlicht hatte, fielen mir noch so viel mehr ein 😉 … Gonzales war dabei. Ein tolles Buch!
Grüße, Ruth
Hallo Ruth
Vielen Dank für die unglaublich wichtige Liste.
Ich habe 2 erzogene Kinder und bin jetzt beim Nachzügler sehr am hinterfragen und dadurch auf „unerzogen“ gekommen.
Ich stelle mir dennoch die Frage wie ein Kind das keine Schule besucht , fit für die Ausbildung wird. So ohne nachweisbaren Abschluss?
Mein Minime ist erst 12 Monate, dennoch beschäftigt mich diese Frage. Vielleicht weil mein 2. jüngster gerade auf der Suche nach einer Ausbildung ist.
Ich konnte beim kleinen dank deinen Beiträgen schon vieles ändern. Danke dafür.
LG Karin
Lieber Karin,
schön, dass du bei deinem jüngsten Kind so viel verändern kannst – so ein Nachzügler ist doch was Feines…
Abschlüsse lassen sich jederzeit ohne vorhergehenden Schulbesuch machen. Außerdem kenne ich einige Menschen, die ohne Abschluss einfach durch ihre Fachkompetenz ihre Arbeitgeber_innen (oder als Selbständige: Ihre Kund_innen) überzeugt haben.
Grüße, Ruth
Ohne Schulbesuch in Deutschland, stelle ich mir schwer vor zumal zur Ausbildung ja auch die Berufsschule gehört. Ohne Schulabschluss lässt sich schwer etwas finden. – Ich spreche da aus Erfahrung, ich habe 7 Jahre in der Vermittlung von arbeitslosen Jugendlichen gearbeitet. – Ich finde für den familiären Kontext viele Anregungen bei dir. Fühle mich allerdings oft überfordert mit meinem 17 Monate alten Jungen. Im Moment liebt er es mir weh zu tun (Kratzen, Kneifen, Beißen) besonders beim Stillen. Je mehr ich aufschreie um so mehr Spaß macht es ihm. Ich setz ihn dann ab, schimpfe mit ihm, oder erkläre ihm, dass ich das nicht möchte (je nach Tagesform und Schmerzpegel). Aber er hört nicht damit auf. Mein Mann und meine Mutter fanden das sehr belustigend, bis sie auch mal in den Genuss gekommen sind. Ich habe echt Angst, dass er andere Kinder so drangsalieren könnte oder mir mal so sehr weh tut, dass ich ihn fallen lasse oder mir die Hand ausrutscht. Ich würde mich über schnelle Tipps sehr freuen.
Liebe Sonja, wenn wir von arbeitslosen Jugendlichen sprechen, sind das meist Menschen, die keine Freilerner sind – Freilerner brauchen Voraussetzungen, zum Beispiel ein liebevolles Umfeld, Zugang zu Ressourcen und tragfähige Beziehungen. Unter diesen Voraussetzungen ist Schule schlicht nicht nötig zum lernen. Lernfähigkeit und -freude sind bei den von dir angesprochenen Menschen üblicherweise aber schon sehr weit zerstört, so dass die Begeisterung, die das Lernen trägt, nicht mehr entwickelt werden kann.
Zu deiner anderen Frage. Zunächst: das ist komplett normales Verhalten. Das Kind probiert aus! Es testet, was passiert. Und das natürlich an dir, seiner engen Bezugsperson. Das ist nicht persönlich. Schmipfen ist üblicherweise sehr kontraproduktiv, weil es mit Scham und Abwertung arbeitet. Ruhig absetzen, klar abgrenzen und rückmelden – das machst du ja – würde ich. Immer wieder. Es geht vorbei. Wirklich ehrlich. Das Kind ist miniminiklein und lernt. Alles gut.
In Bezug auf andere Kinder würde ich schützen und nicht aus den Augen lassen. Immer wieder. Sein soziales Vokabular wird sich erweitern, versprochen!
Viel Geduld und Selbstfürsorge dir!
Deine Ruth
Liebe Ruth,
ich bin noch quasi ganz frisch in der Thematik…. Als aller erstes muss ich sagen, vermittelst du dein Wissen sehr sehr gut.
Was würdest du denn als Anfängerlektüre empfehlen, um sich das Wissen darüber überhaupt anzueignen? Zudem muss ich dich mal zu deinen Erfahrungen bezüglich Kindern mit ADHS Fragen…. Ntürlich wurde mir immer geraten „Grenzen“ zu stecken. Bei vielem Frage ich mich warum ich mir eigentlich diese Machtkämpfe antue.. und welch unsinnige Regeln dahinter stecken.
Vielen Dank für deine Antwort
Liebe Isabell,
vielen Dank für das liebe Kompliment, das freut mich aber! Als Anfängerlektüre finde ich den Alfie Kohn ganz toll, den ich oben verlinkt habe. Der ist kurz und klar und knapp und geht ans Eingemachte.
Zu ADHS: Wenn wir nicht erziehen, sind Label sehr hinderlich für die Beziehung in meiner Erfahrung. Sie bringen maximal den Eltern Erleichterung und eine Argumentationsgrundlage in institutionellen Belangen… Niemand braucht Grenzen. Was dein Kind speziell braucht und was nicht, kann ich nicht sagen. Frage es doch mal selbst? Manche Kinder mögen Strukturen, andere nicht.
Machtkämpfe sind nie, niemals hilfreich für die Beziehung. Sie unterminieren sie. Macht anzuwenden ist wirklich nur in akuten Notlagen moralisch zu rechtfertigen. Wenn du dich fragst, warum du das tust, ist das der entscheidende Schritt. Warum tust du das? Was könntest du brauchen? Wie könntest du vermitteln, wie es dir geht, ohne Macht anzuwenden?
Vielleicht hast du es schon gesehen – ich biete auch Coaching an. Vielleicht wäre das ja etwas für euch.
Alles Gute!
Ruth
Liebe Ruth
Ich bin gerade das erste Mal über das Thema gestolpert und sofort im Internet gesucht und auf deinen Blog gekommen. Jetzt suche ich mir sofort Bücher und lese weiter bei dir und anderen Blogs. Genau was mir fehlt. All diese Grundsätze die man von der Gesellschaft und der Familie und Umgebung aufgezwungen bekommt von wegen Erziehung. Ich hab das Gefühl es ist alles ganz falsch, wenn ich mit meinem grossen Laut werde, denn er ist meistens „unartig“ wenn es mir nicht gut geht, und das tut mir sehr weh. Ich weiss wie viel er spürt, dass er manchmal fast meine Gedanken lesen kann, und deshalb mich einschlafen kann. Ich weiss nicht wie, denn das Leben ist nicht immer einfach und so passt er sich eben auch an mich und ich dann irgendwie an ihn an. Ich hoffe sehr dass ich etwas ändern kann.
Liebe Grüsse
Denise
Liebe Denise,
aber sicher kannst du etwas ändern! Schritt für Schritt. Es braucht viel Geduld, aus den alten Mustern auszubrechen.
Ganz viel Sanftmut wünsche ich dir mit dir!
Ruth
Liebe Ruth,
ich bin sehr froh, dass es deine Texte gibt. Danke!
Zu den Büchern: hast Du auch eine Tipp für ein Buch, das die Entwicklung in den ersten Lebensjahren beschreibt möglichst ohne normative Checklisten oder ähnliches? Also, um meine Tochter besser zu verstehen, wüsste ich manchmal gerne, was so in ihrem Alter gerade „dran“ ist oder zumindest sein könnte. Wie sie lernt. Und was sie eben vielleicht noch gar nicht können kann, worauf ich als Schon-lange-Erwachsene aber gar nicht komme, bzw. eben erst, wenn ich sie schon in Zorn und Frustration gestürzt habe, weil ich das einfach vorausgesetzt habe, wie zB Warten.
Danke und LG Jutta
Hallo hallo, zuerst ein so bin ich erst kurz auf dich gestoßen und liebe deinen Blog und deine direkte schillernde art! Klasse!
Zum Thema Bücher bin ich auch noch ziemlich frisch und wissensbegiehrig . Da ich jetzt in den Urlaub fahre und ich es mir abgewöhnt habe zig Bücher mitzunehmen Suche ich Bücher über Kindle und von deinen vorgestellten ist leider keines dabei ? aber vielleicht hast du ja noch ein Tip für mich? Suche etwas Sa mit praxisnahen Beispiele im Umgang mit mit meiner kleinen Maus (2) nahe bringt.
Ach, das ist ja schade! Da hab ich auch keine Idee, Nicola, ich selber habe keinen Kindle.
Liebe Ruth, vielen Dank für die Liste! Sie erweitert meine kleine Bibliothek zum Thema ungemein. Was seit kurzem auf Deutsch raus ist und eine super Grundlage für den friedvollen Umgang ist, ist:“Vertrauen, Spielen, Wachsen“ von Deborah Macnamara! Sie erklärt die psychologische Entwicklung von Babys und Kleinkindern Gordon Neufeld („Unsere Kinder brauchen uns“) – und ich finde, das ist ein elementarer Schritt: verstehen was in dem Kind vorgeht! Dann kann ich ganz anders reagieren.
Danke für den Tipp!
Lange Zeit später finde ich diese tolle Liste nochmal!! Danke!!!!!
Mir fehlt gewaltfreie Kommunikation mit Kindern „dich durch mein Herz sehen“. Ein so wundervolles empathisches Buch, ganz herzwarm geschrieben. Due Liebe darin ist praktisch greifbar.
Stimmt – das Buch ist neuer als die Liste. Danke! Ruth