Echt sein ist ne Kunst. Oder?
Niemand hat uns das beigebracht. Also, mir nicht. Und ich kenne auch kaum Menschen, die echt und authentisch sein als Wert von ihren Eltern mitgenommen haben.
Demgemäß kenne ich auch nur wenige Eltern, denen Authentizität in die Wiege gelegt wurde.
Rollenspiel statt Ehrlichkeit
Als Eltern merken wir aber recht schnell, dass Kinder authentische Gegenüber brauchen. Unglücklicherweise nennt der Erziehungsmainstream das Verhalten, was Kinder an den Tag legen, wenn ihre Umgebung nicht authentisch und in Verbindung ist mit ihnen, ‚Grenzen testen‘ und reagiert mit Erziehung.
Das Ding mit der Erziehung ist (unter anderem): Sie verhindert Authentizität. Sie verhindert echte Beziehung.
Wenn ich kraft meiner Rolle als Mutter flöte ‚Schätzchen, entweder du gehst jetzt Hände waschen oder wir können nicht mehr Peppa Wutz gucken vor dem schlafen gehen‘, dann ist das nicht nur eine Strafe, sondern hat keinen Informationsgehalt für die Beziehung.
Übrigens auch dann nicht, wenn ich das brülle.
Wie es mir geht, was mich bewegt, warum Hände waschen mir am Herzen liegt und wie wir eine gemeinsame Lösung finden kommt hier nicht mehr vor.
Weil wir eine Rolle spielen. Die MamaPapaOmasonstwie-Rolle. Sie zwängt uns auf, so zu agieren, wie wir denken, dass Eltern im Allgemeinen agieren sollten – und gewaltsam zu unterdrücken, was in uns lebt und gefühlt werden will.
Viele Eltern haben aus diesem Dilemma einen Ausweg gefunden, indem sie, wenn es gar zu unerträglich wird, die eigenen Gefühle zu unterdrücken, die Kinder ihrer Wut, ihrer Trauer und ihrem Schmerz ungefiltert aussetzen. Und das nennen sie dann authentisch.
Das ist keine Authentizität. Das ist ein Missverständnis.
Was ist eigentlich diese Authentizität und warum ist die so wichtig?
Authentisch sein bedeutet, zu leben, was in mir an Gefühlen und Gedanken vorhanden ist und es im Einklang mit meinen Werten auszudrücken. Mit Betonung auf: Im Einklang mit meinen Werten.
Ein Wert, der mir hier sehr wichtig ist, ist Gewaltfreiheit. Es ist ein Grundwert der Haltung ‚unerzogen‘. Und wenn wir über authentisches Ausdrücken von Gefühlen reden, ist Gewaltfreiheit eine gute Richtschnur als Wert.
Gewaltfrei meckern bedeutet, auszudrücken, was mich bewegt (gern auch laut!) und dabei ganz in dem zu bleiben, wer ich bin.
Schwierig? Okay, du hast Recht: Schwierig.
Authentizität im Alltag: Ein Beispiel
Ich hab ne Hilfe für dich. Eine Übung.
Stellen wir uns vor, du ärgerst dich. Dein Kind hat nicht aufgeräumt und es sieht schlimm aus bei euch. Du hast Kopfweh, die Waschmaschine ist kaputt gegangen und wenn dich noch einmal so ein nerviger Versicherungsfuzzi anruft… Okay, ich glaub, es ist klar, was ich sagen wollte.
Und? Schon genervt?
Dein Kind wird dir das vermutlich spiegeln. Entweder direkt oder spiegelverkehrt (das erklärt Jesper Juul in seinem grandiosen Standardwerk Aggression: Warum sie für uns und unsere Kinder notwendig ist
sehr schön).
Um nun in Kontakt zu kommen, empfehle ich folgende Schritte:
- Atmen. Achtsamkeitsübungen machen.
Damit stärkst du erstmal die Verbindung zu dir selbst und die Achtsamkeit. Dein ‚innerer Beobachter‘ kann aktiv werden und dir helfen, den ersten Impuls, der selten Gutes bringt, ziehen zu lassen. Hier gibt es Input zu einfachen Übungen im Alltag.
- Sich verbinden. Zuerst mit mir – was fühle ich? Was brauche ich?
Es kann erstmal ziemlich schwierig sein, die eigenen Gefühle zu benennen. Und erst Recht die Bedürfnisse. Sei geduldig mit dir. Hilfreich ist für den Anfang, über den Körper zu gehen und dessen Verspannungen und Energien wahrzunehmen.
- Ausdrücken, was mich bewegt. Dabei gilt die Faustregel ’nur beschreiben, was in mit ist‘
Drücke aus, was dich bewegt. Beschreibe es. Halte dich nicht zu sehr mit den Gedanken auf, weil dann sehr schnell die Gefahr besteht, dass verletzende und trennende Gedanken von dir beschrieben werden. Rede über deine Gefühle. Was du dir wünschst. Wie es dir geht.
Nachdem du dich mit deinen Gefühlen und Bedürfnissen verbunden hast und die ausdrücken willst, wirst du merken, wie sich der Fokus verschiebt. Ärger und Wut können zum Beispiel Trauer und Erschöpfung weichen. Das liegt daran, dass wir im Laufe der Zeit gelernt haben, unsere eigenen Gefühle zu unterdrücken und andere darüberzulegen (hier kannst du mehr dazu erfahren).
Das Benennen von Gefühlen und Bedürfnissen braucht Übung. Die Gewaltfreie Kommunikation war mir da eine riesige Hilfe. Das Standardwerk Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens
von Marshall Rosenberg ist da ein guter Einstieg. Er stellt auch eine Liste menschlicher Gefühle und Bedürfnisse zur Verfügung, die am Anfang sehr hilfreich sein kann.
Kommt dir kompliziert vor? Ist es am Anfang auch. Sei geduldig. Es braucht Zeit.
In unserem Beispiel kann die Situation nun so aussehen:
- Du guckst dir das Chaos in der Wohnung an und dein tobendes Kind und bremst erstmal. Schluckst die nächste Bemerkung runter. Kochst dir einen leckeren Tee. Gehst in deinen Körper mit einer Aufmerksamkeitsübung.
- Du stellst fest, dass du total verspannt bist an den Schultern. Dass du echt müde bist heute. Dass dich dieses scheiß Chaos annervt. Dass du die Lautstärke nicht magst. Dass du dir Entspannung wünschst. Dann fällt dir auf, dass du Hunger hast.
- Du sagst: „Boah, weißte, ich bin heute so genervt! Ich mag gern mit dir spielen, aber es ist mir zu chaotisch. Und aufräumen will ich auch nicht. Ich bin müde! Mensch, heute hab ich echt nen doofen Tag! Und dabei merk ich, dass ich eigentlich auch ein bisschen traurig bin. Weil ich schon gern mit dir spielen würde. Aber wenn es so unordentlich ist, geht es mir nicht gut dabei.“
Es kann sein, dass euch dabei eine Lösung einfällt. Draußen spielen zum Beispiel. Aber das ist das Schöne an Authentizität: Sie braucht keine Lösung mehr. Der Fokus liegt auf der Verbindung und Kooperation. Das Spielzeugchaos und die schlechte Laune dürfen einfach sein.
Das ist Leben ohne Erziehung: Es geht nicht mehr darum, das Verhalten oder Tatsachen zu bekämpfen, sondern nur noch um Beziehung. Um Verbindung. Um Liebe.
Es geht übrigens auch nicht um Perfektion. Nur, falls es dir noch nicht aufgefallen ist. Verlangsamen, atmen, in Verbindung gehen sind keine Geheimrezepte. Nur Erfahrungswerte. Aber so ist das ohne Erziehung. Es gibt keine Rezepte. Es gibt deinen einen, einzigartigen Weg und Hilfen, ihn zu gehen.
Ich mag dich ermutigen: Trau dich, dich auszudrücken! Die Beziehung zum Kind wird es dir danken.
Ich freu mich, wenn du mir erzählst, wie es dir mit meiner Übung erging. Bis gleich in den Kommentaren!
Danke ?
Danke. Genau DAS hab ich gebraucht ?
Danke Danke Danke
Du hast ein sehr wichtiges Thema angesprochen: Authentizität leben und vermitteln. Dafür sollte man natürlich erst mal mit sich selbst im Reinen sein. Wir verbringen viel zu viel Zeit, uns Gedanken darüber zu machen, wie wir „Richtig“ handeln. Ich halte ja viel von natürlichen Konsequenzen, so etwas wie „Wenn Du jetzt bummelst, haben wir keine Zeit mehr zum Spielen.“ Außerdem habe ich auch als Papa ein Recht auf meine Zeit und ich habe ein Recht mal genervt zu sein und das zu zeigen. Man kann es auch so zusammenfassen: „Kinder kann man nicht erziehen. Sie machen einem sowieso alles nach.“
Lieber Lothar,
oh ja, leider erlebe ich auch an mir oft, dass der Gedanke ‚was sollen die anderen denken?!‘ (was für ein Blödsinn – ich hab doch keine Ahnung, was die denken 😉 ) mir und meiner authentischen Reaktion im Wege steht.
‚Natürliche Konsequenzen‘ wie du sie beschreibst, sind in meinen Augen Strafen im Mäntelchen der Konsequenz. Denn warum haben wir dann weniger Zeit? Weil ich das bestimme, oder? Es ist ja nicht die natürlich Folge, dass ein Kind z.B. ins Bett muss, wenn ich das sage…
Dass das Kind tut, was ich sage, ist gar nicht das Ziel, wenn ich mich an Beziehung orientiere – vielmehr geht es darum, echt im Kontakt und miteinander zu sein.
Oh ja, das Zitat kenne ich und schätze es sehr.
Liebe Grüße, Ruth
Ich finde, dass Lothar es sehr gut beschrieben hat… und denke, dass es wichtig ist, den Spagat zu schaffen. Eine liebevolle, empathisch geprägte Beziehung zwischen Eltern und Kind, am liebsten zwischen allen Menschen. Und dem alterentsprechend auch mal Konsequenzen… Ohne Konsequenzen, wird es doch irgendwann schwierig das Leben zu spüren, und bedeutet in manchen Situationen auch nicht authentisch zu sein. Das Wort „Konsequenz“ ist nicht immer gleichzusetzen mit „negativen Gefühlen“, es kann auch einfach bedeuten, dass es mir die reale Welt zeigt. Wenn ein Arzttermin an steht, bleibt weniger Zeit zum spielen, wenn ich bummel…
Liebe Ulli,
ich habe gar nichts gegen negative Gefühle. Die find ich völlig okay und wichtig und es ist mir ein Herzensanliegen, dass Eltern und Kinder mehr ihre ’negativen‘ Gefühle annehmen können!
‚Konsequenzen‘ sind, so wie sie normalerweise gebraucht werden, Strafen. Oft sehr subtil, indem einfach Hilfe unterlassen wird oder scheinbar dringende Dinge mit Macht durchgesetzt.
Das ist auch okay, wenn das jemand machen will. Hier geht es aber darum, was passiert, wenn wir Erziehung weglassen. Und ‚Konsequenzen‘ sind ein Teil von Erziehung- so, wie sie meistens verwendet werden zumindest.
Das Beispiel mit der Zeit zeigt uns gut, warum ‚bummeln‘ keine ’natürliche Konsequenz‘ hat, außer, dass man später ankommt als wenn man schnell geht 😉 … Die von den Erwachsenen ausgedachte Folge, dass dann weniger Zeit für xy ist, ist begründet in der Annahme, dass das Kind z.B. zu einem bestimmten Zeitpunkt ins Bett muss und deswegen nur bis dahin Zeit zur Verfügung hat. Das wurde von Erwachsenen festgelegt, ohne Beteiligung des Kindes.
Meine Kinder und viele andere nicht erzogene Kinder auch leben ganz ohne Konsequenzen, im Dialog, und gehen selbstbestimmt ins Bett und überall hin – ohne dass sie immer nur machen (können), was sie wollen.
Den Unterschied macht das Mindset. Und es braucht ein bisschen, Beziehungen zu Kindern neu zu denken. Da empfehle ich lesen, lesen, lesen und viel Geduld 🙂 .
Grüße, Ruth
Hallo Ruth,
aber was ist denn mit dem genannten Beispiel? Wenn ein Arzttermin ansteht und das Kind bummelt oder will erst gar nicht los? Wie kann ich denn unerzogen, im Einklang mit meinem Kind, als Teil des Teams auf mein Kind eingehen und gleichzeitig rechtzeitig zum Arzt kommen?
LG
Melanie
Liebe Melanie,
es gibt keine Methode. Unerzogen heißt, kleine Menschen ernst zu nehmen. Das bedeutet, immer dann auf sie Rücksicht zu nehmen wenn es geht. Wenn ein Kind wirklich gar nicht zum Arzt will, kann man den Termin absagen oder den Arzt bitten zu kommen oder verschieben oder verhandeln oder eben die eigene Macht einsetzen und das Kind zwingen (wenn es sich denn wirklich begründen lässt). Es gibt tausende von Lösungen, wenn wir aufhören auf der Machtebene zu denken und an Grenzen und so Quatsch zu glauben und hingehen in das, was uns bewegt und was wir wirklich brauchen.
Grüße, Ruth
Meine Tage sind immer doof. Ich bin immer traurig und erschöpft. Trotz Kur, Therapie und guter Organisation. Wenn ich meinen Körper gehe fange ich an zu weinen. Dann denken meine Kinder, sie müssten mich trösten. Ich will nicht, dass sie mich trösten müssen.
Liebe Manja,
das tut mir sehr leid zu lesen. Ich wünsche dir, dass du Hilfe annehmen kannst. Kindern kann es nur so gut gehen wie ihren Eltern, davon bin ich überzeugt (Was nicht heißt, dass glückliche Eltern automatisch glückliche Kinder haben, nur, um Missverständnisse auszuschließen).
Alles Gute!
Ruth
Oh… Und wieder ein toller Impuls, danke! Ich frag mich nur, wie das mit der Nicht-Konsequenz funktioniert, wenn es tatsächlich darum geht, einen Zug zu kriegen oder den Geburtstag, auf den das Kind sich seit Wochen freut, nicht zu verpassen. Das ist doch dann WIRKLICH eine Konsequenz – oder?
Kommt drauf an 😉 .
Es geht nicht darum, ob einem mal der Zug entwischt. Sondern wie – weil wir ’natürliche Konsequenzen‘ eingesetzt und unserem Kind beim Erreichen des Zugs nicht geholfen haben? Oder weil wir es versucht, aber eben nicht geschafft haben?
Es geht um die Haltung – bin ich Gegenspieler meines Kindes oder Teil des Teams?
Grüße, Ruth
Guter Leitsatz: „Es geht um die Haltung – Bin ich Gegenspieler meines Kindes oder Teil des Teams?
Muss ich mir merken!
Vielen Dank für den interessanten Artikel!
Was mich in letzter Zeit zunehmend beschäftigt im Hinblick auf die Thematik, ist die Frage, ob es nicht ein großer Fehler von mir war, ein Kind zu bekommen. Ich liebe mein Kind und bemühe mich sehr, es achtsam zu begleiten, seine Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen, eine Beziehung zu ihm aufzubauen und zu leben ….. aber, pessimistisch gesprochen, scheint nichts davon irgendwie zu „funktionieren“. Nun weiß ich, dass es nicht ums Funktionieren geht, weiß aber nicht, wie ich es besser beschreiben soll … manchmal scheint mir, meine Beziehung zum Kind ist das eine, die Beziehung vom Kind zu mir aber das andere. Oder kommt das erst in höherem Alter? Wenn ich wie im Beispiel oben vorgehe, ändert das absolut nichts, außer dass ich mich noch schlechter fühle, weil das Leben mit Kind mich erschöpft. Inzwischen frage ich mich immer häufiger, ob ich vielleicht zu kaputt bin, um eine wirkliche Beziehung zu leben, das Kind das merkt und dementsprechend keine Beziehung zu mir haben will? Tut mir leid, wenn das eventuell am Thema vorbei geht, aber ich fühle mich in meinen Bemühungen da gerade sehr alleine …. dort wo ich lebe, bin ich relativ isoliert, schaue ich mich z.B. bei Facebook-Gruppen um, geht es dort häufig nur nach dem „Alles oder Nichts“-Prinzip (auch wenn gerne und viel betont wird, dass es um eine Haltung geht, am Ende „macht“ man es immer falsch). Mich verwirrt und verunsichert das alles von Tag zu Tag mehr, und vermutlich merkt das Kind das auch und geht daher noch mehr auf Abstand ….. und oftmals denke ich, wie dankbar ich meiner Oma war, die mir mit ihren strengen Regeln das Leben so erleichtert hat – auch wenn ich das für mein Kind wegen all der Gewalt, die im Spiel war, nicht will. Aber wie schaffe ich es denn, meinem Kind einen strukturierten und übersichtlichen Rahmen zu geben, falls es den braucht? Oder brauchen Kinder den gar nicht? Und warum fand ich das als Kind so unglaublich beruhigend, während mir das Leben bei meinen Eltern, die da deutlich unstrukturierter waren, häufig eine Qual war (und ich meine tatsächlich so die Zeit bis zum Schuleintritt)?
Sorry für das Chaos, aber vielleicht ergibt sich so ja die Chance, dass es sich lichten kann ….
Herzliche Grüße
Hallo!
Oh, das sind ja viele Fragen und bedrückende Sorgen, die ich da lese. Es tut mir sehr leid, dass es dir damit so schlecht geht.
Meiner Erfahrung nach ist es für Eltern, denen so massiv die Orientierung fehlt wie du es bei dir beschreibst, ganz hilfreich, liebevolle Begleitung anzunehmen. Deine Fragen können wir zum Beispiel in einer Beratung gern ausführlich klären.
Allgemein lässt sich sagen – wir haben immer eine Beziehung zu unseren Kindern und was für eine! Wir sind unglaublich prägend für unsere Kinder. Die Frage ist, von welchen Werten sie geleitet ist. Geht es darum, sich zu zeigen und miteinander zu leben? oder geht es ums Funktionieren?
Die Frage, die sich mir für dich stellt, wäre: Woran würdest du merken, dass es ‚funktioniert‘? Was fehlt dir? Und warum ist dein Kind dafür verantwortlich?
Ich wünsche dir von Herzen alles Liebe.
Ruth
„Geht es darum, sich zu zeigen und miteinander zu leben, oder geht es ums funktionieren?“ Wieder so ein toller Leitsatz, den man sich beispielsweise auf den Kühlschrank (wahlweise auch auf die Stirn) kleben könnte.
Toll, liebe Ruth. Ich lese Deine Artiel ja schon seit einiger Zeit immer wieder über Facebook. Nun bin ich aktiv nach Informationssuche auf Deiner Seite gelanded und bin wirklich begeistert. Immer wieder finde ich anregende und sehr informative Artikel weitab vom Mainstream-Erziehungs-Ratgeber-Verwirrungs-Wahnsinn. Für meine Zunkunft habe ich vor meine eigenen Erfahrungen in einen Beziehungs-Blog zu verpacken und Du gehörst neben Aida S. de Rodriquez definitiv zu meinen Hauptinpirationsquellen. Vielen Dank dafür und weiter so…
Liebe Nadin, schön zu lesen 🙂 . Danke für die Blumen!
Manchmal geht es im Leben ums funktionieren, auch das möchte ich persönlich meinem Kind mitgeben. Das es halt nicht immer eigene Bedürfnisse und daraus erwachsende Wünsche das eigene Verhalten definieren können und m.a.n. sollten.
Hey!
Ich bin tief beeindruckt und ganz begeistert von der Seite! Und dieser Artikel ist (wie beinahe jeder, den ich bisher gelesen habe) so interessant und spannend! Danke für diese vielen, unendlich hilfreichen, ermutigenden und inspirierenden Gedanken.
Es tut so gut, deine Worte zu lesen.
Und es fühlt sich an, als hätte jeder und alles Platz (wie man anhand deiner Antworten auf die unterschiedlichen Kommentare gut erkennen kann). Was für eine bejahende Art, das Leben zu sehen und zu leben.
Unser Sohn ist 14 Monate und dieser oben beschriebene Weg klingt gut und fühlt sich stimmig an. Intuitiv haben wir vieles davon schon gemacht, aber so zusammengefasst und geballt Abtworten zu finden ist eine echten Gnade!
Also herzlichen Dank!
Viele Grüße,
Simone
So jetzt bin ich dran ihr Lieben!
Ein toller Beitrag der bei jüngeren Kindern sicher möglich ist!
Meine Tochter ist 12 Jahre. Wenn ich telefoniere und sie gerade was von mir will, das was sie möchte aber oft auch nicht geht, ich nein sage, dann hört sie so lange nicht auf bis ich den Hörer auflegen muss!
Oder was mache ich wenn ?! Ich zitiere nun meine Fragen und die Antworten meiner Tochter.
Gehst du bitte Zähne putzen? NEIN
Gehst du bitte vor 18.00 Uhr duschen, da ich um diese Zeit deine kleine Schwester ins Bett bringe NEIN
Stehst du bitte auf, du musst zur Schule ( täglich, und bei uns ist eine Schulpflicht ) NEIN
Kannst du bitte ab jetzt mit dem Bus zur Schule fahren, da deine zwei kleinen Schwestern, 2 Jahre und 2 Monate sonst jeden Tag so früh aufstehen müssen und auch sie ins Auto gesetzt werden müssen NEIN dann gehe ich nicht mehr in die Schule
Kannst du mir bitte das Geschirr von deinem Zimmer bringen ( Am 3. Tag hole ich 4 Teller 3 Schüssel usw. selbst hoch ) da es jedesmal heißt…….werde ich schon machen.
Heute war die Musik so laut und die Türen offen, das man es in der ganzen Nachbarschaft gehört hat. In unserem Mietvertrag steht drinnen, wir dürfen keinen Lärm machen wegen der Nachbarn und ihren Ferienwohnungen. Ich bat meine Tochter : Patrizia bitte mach leise, das ist zu laut. NEIN
Usw………ich könnte hier ein Buch davon schreiben.
Kann mir nun bitte jemand sagen, was man in so einem Fall machen soll, kann?
DANKE
Hallo liebe Irene,
schade, dass hier noch keine Antwort steht, denn die würde mich auch interessieren. Meine Kinder sind 4, 9 und 12 Jahre, und bei den Großen ist es eigentlich immer genau so, wie Du es beschrieben hast. Leider weiß ich auch keine Antwort.
Herzliche Grüße,
Sabine
Irene,
warum bittest du, wenn du eigentlich keine Wahl lässt? Wenn ich jemanden um etwas bitte kann der*diejenige nein sagen.
Ich würde sagen worum es mir geht. Authentizität bedeutet erstmal zu verstehen was MICH da bewegt. Und dann gibt es tausend Lösungen jenseits von Gehorsam deiner Tochter. Oder auch mal keine, das gebe ich zu.
Es geht nicht darum die Lösung für alles zu finden damit es funktioniert. Es geht darum Lösungen zu finden die für alle passen.
Zum Beispiel könntest du nachfragen warum dein Kind das nicht will. Um Lösungen bitten. Verhandeln. Andere Lösungen finden die ihr keinen Gehorsam abtrotzen.
Aber ich würde dringend aufhören zu bitten wenn du Befehle gibst.
Grüße, Ruth
P.S. Sorry, ich habe erst durch Sabines Beitrag gesehen dass ihr dir noch gar nicht geantwortet hatte!
Wie schafft man es mit dieser Haltung feste Termine wahrzunehmen (Verschieben keine Option) und einen strukturierten Alltag mit festen Arbeitszeiten zu leben?
Wenn ich mir das Beispiel und die Fragen/Kommentare so durchlese, ist ein Problem, dass hier Organisation ( je mehr Familienmitglieder , umso klarer zu definieren und zu verhandeln und umso mehr Kompromisse sind zu schließen) bzw. die Kommunikation zum Kind hin alleine dargestellt wird.
Authentisch sein umfasst m.E. viel mehr: von sich sprechen können auf den Ebenen GEfühl, Erkenntnis, Erleben, etc., auf den anderen (Partner, Kinder) eingehen können, aktiv zuhören können, eine Position verteidigen/erklären können, einen Konflikt aussprechen und evtl. lösen können.
Kindern, die in so einer Luft aufwachsen, ist es völlig klar, dass es schnell gehen muss, wenn der Zug in soundsoviel Minunten fährt. Allerdings weiß so ein Elternteil auch, dass Kind A das aus dem Stand schafft, es für Kind B reicht, es bei der Mahlzeit davor zu erwähnen und dann 10 Minuten Vorbereitungszeit zu geben und Kind C am Abend davor schon im Bilde sein muss, um nicht zu blockieren: denn Kinder sind immer authentisch, sie haben kein Problem damit.
Danke, Barbara!
Darf ich die Frage drehen: wie schafft es Ihr Kind, feste Termine einzuhalten? Reden sie mit ihm, beobachten sie es, finden sie es raus! Eins meiner Kinder hat ein sehr mäßiges Zeitgefühl, seit es 10 Jahre alt ist, davor hatte es keins, ein anderes hat eine innere Uhr, auf die ich neidisch sein könnte und ich stresse es gelegentlich, weil ich ab und an knapp dran bin, ein wieder anderes meiner Kinder ist voll organisiert bzw. wenn es mal was verbummelt, sortiert sie ganz schnell in unwichtig und wichtig und organisiert sich spontan um. Die Kleinste hingegen ist voll auf mich angewiesen, wie ein Teil meiner Selbst. Sie ist immer exakt so flexibel wie ich.
(PS: dass der Alltag für Sie strukturiert ist, ehißt nicht, dass Ihr Kind das mitbekommen hat. Wie transparent ist der Tagesablauf für das Kind? Haben SIe schon mal darauf geachtet? Braucht Ihr Kind länger für seine Rituale vor den festen Terminen? ….)
hallihallo!
erstmal ein großes lob und DANKE für diesen tollen blog 🙂
ich finde es gar nicht mal so einfach authentisch zu sein, weil ich absolut nicht weiss wo die grenze zwischen „ich zeige meinen ärger/meine gefühle“ und „ich meckere und schimpfe“ ist…gestern war wieder so eine situationen und ich hab immer noch ein schlechtes gewissen :/
meine maus ist 11 monate alt und wollt gestern absolut nicht einschlafen. nachmittagsschlaf ausgelassen und bis mitternacht wach geblieben. ich schon total genervt und müde. sie ebenfalls müde aber überdreht.
normalerweise still ich sie noch in den schlaf, aber sie ist nach ein paar minuten jedes mal weg von mir, wollt wieder aus dem bett krabbeln, oder mit mir spielen, und das ziemlich grob. ich also mit genervter stimmlage und ernst und etwas lauter: „NEIN, du tust mir weh. lass.das. bitte! nein, bleib jetzt da. boah ich hab keine lust mehr, es ist schlafenszeit!“ authentisch oder meckern? „darf“ ich ihr nicht zu verstehen geben dass ich genervt bin und nicht mehr spielen mag? oder etwas lauter werden? (kein schreien) mein mann meinte sie kurze zeit später beschwichtigen zu müssen, dass niemand böse auf sie ist, das hat mich dann doch verunsichert…
eine stunde später etwa, wollt sie wieder gestillt werden, ich leg sie an, sie zwickt auf der anderen seite fest zu und ich hab im affekt aufgeschrien und gerufen: „AU. lass das, das tut weh!“ woraufhin sie zu weinen begonnen hat und mir das ur leid tat…sie wollt dann aber weg und zum papa. und hat bei ihm gesucht, natürlich nichts gefunden, wollt aber nicht zurück zu mir (autsch!) normalerweise will sie IMMER zu mir, aber sie wollte sehr eindeutig nicht, erst nach 5 minuten dann wieder, dann war alles wieder normal und sie ist endlich eingeschlafen….meine doofe frage: gefährde ich mit solchen „ausbrüchen“ meine bindung zu ihr? :/ lieber weniger authentisch sein? anders? ich will sie ja nicht anschreien 🙁
ich freu mich über deine meinung/auch andere meinungen 🙂
liebe grüße!
Liebe Madii, kann ich voll verstehen dass du da müde bist, nicht mehr spielen willst und auch genervt bist. Zu deiner Frage „lieber weniger authentisch sein“ ging mir beim Lesen gleich durch den Kopf, dass du da Authentischsein mit Schimpfen / Meckern verwechselst, wie du ja auch schon geschrieben hattest, dass dir der Unterschied nicht immer so klar ist. Die Verunsicherung und der Rückzug deiner Tochter zeigt doch deren Verletztheit, die von deinem Meckern kommt. Die Situation deiner Schmerzäußerung ist da nur noch der Tropfen der das Faß zum Überlaufen bringt. Hoffe du kannst damit was anfangen 🙂
Hallo Madii, sorry, deine Frage sehe ich nun erst.
Ich denke, dein Kind hat das kompetent geregelt und sich erstmal Trost bei einer anderen Bezugsperson gesucht. Ist doch super!
Dass wir mal genervt oder gestress sind, schadet sicher nicht. Ich würde im Zweifelsfall immer fragen ‚Warum sage/tue ich das?‘ Denn auch der netteste Ausdruck kann zu Manipulationszwecken stattfinden. Laut aufzuschreien wenn mir was wehtut ist mE komplett normal und schwer zu steuern, dass dein Kind sich erschreckt ist ja klar und Teil des Lebens. Niemand geht kaputt weil die Mutter aufschreit wenn ihr was wehtut oder auch genervt ist.
Spannend ist, WARUM du das ausdrückst und ob du damit eine Agenda verfolgst, z.B. dein Kind manipulieren möchte damit es Rücksicht nimmt oder ähnliches. Das genau zu beobachten kann schmerzhaft aber sehr hilfreich sein.
Alles Liebe!
Ruth, Antwort?
Hallo Nina – sorry, ich hab gerade nicht herausgefunden auf welche Antwort du wartest?!
– Gruß, Ruth
Der Artikel ist zwar schon älter dennoch hätte ich eine Frage. Im Beispiel wird immer wieder gesagt, es ärgert mich dass es unordentlich ist. Ist das wirklich das Gefühl? Es kommt mir so vor als wäre es auch eine versteckte Bitte. Und kinder wollen uns nun mal gefallen und gehen der Bitte nach. Irgendwie klingt das somit für mich sehr unehrlich. Bitte heft mir weiter, was habe ich da falsch verstanden? Danke
Es ist erstmal ein Gefühl (Ärger) was von einem Gedanken (es ist unordentlich) ausgelöst wurde. Mit welcher Intention ich das sage ist keine Frage der Wortwahl sondern des Ausdrucks und vor allem dessen was passiert wenn die (vielleicht unbewusst gewünschte) Reaktion ausbleibt.
– Ruth
Und wie vermittle ich authentisch, dass mir mit einem Kind spielen so absolut gar keinen Spaß macht? Ich kann nunmal so ganz authentisch so rein gar nichts mit Kinderspielen anfangen, egal ob Brettspiele, Rollenspiele, Puppenspiele, Autos rumschieben, usw. Und Basteln schonmal gleich gar nicht – so eine Resourcenverschwendung…
Wie vermittle ich das meinem Kind authentisch?