Gedöns, Gedöns, immer mehr Gedöns..
Ich für meinen Teil arbeite ja nur noch mit Kisten, in denen der Kram meiner Kinder verschwindet. Ab und zu sortieren wir aus und um und entdecken dabei alles Mögliche neu. So weit, so erträglich.
Aber: Ist das nicht total krank?! Wir schwelgen in Plastik, schmeißen Geld raus für Zeug und leben im Überfluss, während andere dafür leiden, hungern und arm sind. Du kennst das vielleicht auch. Und magst auch nicht mehr mitmachen.
Wie können wir unseren Kindern ein Gefühl für Gerechtigkeit geben? Nachhaltigkeit leben? Globalisierung und die komplexen Folgen erklären?
Konsum, Konsum
Ein gängiger Ansatz ist, den Kindern den Konsum einfach zu beschränken. Kein Problem. Wir haben ja dazu alle Macht. Ohne uns kann das Kind nichts kaufen und je nach Alter fehlt ihm jedes Mittel, dort allein nur hinzugelangen.
Problem: Ich finde das gemein.
Wenn Erwachsene kaufen wollen, tun sie das. Die meisten haben Geld – die, die keines haben kommen leicht an Kredite. Wir konsumieren wie verrückt. Sind überschuldet.
Also, offensichtlich ist es für uns Erwachsene eine echte Übung, mit den Möglichkeiten des Konsums umzugehen.
Und unsere Kinder, die leben in dieser Welt. Sehen, wie alle alles einfach kaufen können. Supermärkte voller Dinge, an jeder Ecke eine Verlockung. Noch vor Jahrzehnten unvorstellbare Mengen an Möglichkeiten.
Die Werbung schneidert ihre Angebote genau auf die Bedürfnisse der kleinen Kund_innen. Und Mama und Papa gönnen sich ja auch gerne mal den Kaffee extra. Oder den fetten Fernseher.
Konsumgesellschaft beschreibt recht genau, womit wir es zu tun haben.
Aber du willst anders sein. Du weißt über das Fischsterben Bescheid und dass deine Ü-Eier womöglich in Kinderarbeit angefertigt werden.
Das ist sehr löblich. Im Ernst.
Das Ding ist, dein Kind kann nichts dafür, dass es in dieser Welt lebt. Das ist seine Lebensumgebung. Und so wie Kinder sind, nehmen sie die Regeln und die Gesetzmäßigkeiten dieser Welt ebenso auf, wie ein Kind, dass in den Slums von Rio de Janeiro aufwächst.
Wir sind soziale Wesen und hoch anpassungsfähig. Wir leben mit dem, was uns umgibt. Und unsere Kinder tun das Tag für Tag und völlig unkritisch.
Was tun, wenn ich bewusst konsumieren will und mein Kind nicht?!
Ich glaube ja, dass Beziehung und Liebe wichtiger sind als ein Ü-Ei. Ich glaube, dass wir mit Kindern, die wirkliche, echte Teilhabe erlebt haben und erst genommen werden, eine gute Chance haben, endlich in einer friedlicheren Gesellschaft zu leben.
Wenn du überzeugt bist, dass es wichtig ist, sich bewusst in der Welt zu bewegen, dann tue das. Und tue es auch mit deinen Kindern. Verbieten, maßregeln und abwerten von Interessen ist immer scheiße. Es tut immer weh. Es macht das Kind immer zum Objekt. Auch wenn es um Dinge geht, die dir wichtig sind. Die du richtig findest.
Es sagt deinem Kind: Mir ist es wichtiger, dass wir kein Plastikspielzeug kaufen, als dass wir gleichberechtigt mit dir umgehen. Mir ist es wichtiger, dass du Nachhaltigkeit lernst (was das Kind nicht tut – das ist das Problem an Pädagogik), als dass ich mich liebevoll verhalte.
Das ist nämlich das Ding mit der Liebe: Das Kind fühlt sich durch liebevolle Handlungen geliebt. Nicht durch Gefühle von dir.
Liebevoll Handeln bedeutet nicht, immer ‚ja‘ zu sagen. Oder jeden Mist zu kaufen. Es bedeutet offen zu sein und neugierig: Ach ja? Was ist dir daran so wichtig? Warum bestehst du da so drauf? Was bewegt dich? Und letzten Endes immer: Wer bist du?
Was denn dann?!
Zeig dich. Zeige dich in dem, was dir wichtig ist. Sag deinem Kind, dass Kinder arbeiten müssen am anderen Ende der Welt, dass Tiere leiden, dass Regenwald gerodet wird.
Das ist eben auch die Welt, in der unsere Kinder groß werden. Informiere sie. Lass sie nicht allein.
Und hilf ihnen: Gibt es Alternativen, mit denen du leben kannst? Gibt es Ideen, wie dein Kind sein Bedürfnis befriedigen kann, ohne dass du dich unwohl fühlst?
Wie immer braucht das einen kritischen Blick auf mich selbst: Wieso brauche ich so sehr, dass mein Kind meine Werte lebt? Was in mir kann da nicht loslassen?
Am Ende geht es wieder um Vertrauen. Und Loslassen. Und Liebe. Wie bei allem eigentlich.
Mein Kind hat sich 2 oder 3 mal Überraschung s eier gewünscht und auch bekommen. Jetzt ist klar sie schmecken gar nicht so gut und das Spielzeug ist auch nicht so schön. Das Thema hat sich erledigt
schön für dich 🙂 mein kind möchte täglich 4 stück. seit 2 jahren. ansonsten stundenland heulen und traurig sein. bei jedem überraschungsei freue für ca 1 minute, dann ist es vergessen.
Wie hatten dieses „ich will das haben.“ bisher noch nicht. Bei uns gibt es zwischendurch auch nicht einfach mal Spielzeug oder so. Vielleicht kommt das noch irgendwann. Wir haben aber auch keinen TV Zuhause, wo die kleinen durch Werbung ständig irgendwelche tollen Sachen gezeigt werden.
Hallo Ruth,
eine Sache fällt mir schwer zu verstehen in deinem Artikel. Du schreibst dir ist die Beziehung zu deinem Kind wichtiger (also das dein Kind nicht sauer auf dich wird, weil du im kein Ü Ei kaufst) als die Probleme die das Ü Ei mit sich bringen. Wir wissen die Spielfiguren werden durch Kinderarbeit hergestellt, wir wissen das Ferrero schon seit Jahren ihren Kakao in Ecuador durch Kinderarbeit ernten lässt, Kinder werden dort misshandelt von ihren Eltern entführt und behandelt wie wir es uns nicht vorstellen können . Ich als Käufer entschiede durch kaufen oder boykottieren ob ich solche Straftat richtig finde oder nicht. Da gibt es im Konsum noch so viele andere Beispiele…Ich kann das doch nicht ausblenden.
Liebe Michaela
Schade, dass Ruth Dir nicht geantwortet hat. Daher probier ich es halt… 😉
Wenn einem die Beziehung zum Kind wichtiger ist als alles andere, bedeutet das nicht, dass alles gekauft wird, oder alles getan wird, was das Kind will. Es bedeutet bloss, dass man eben in Beziehung bleibt, anstatt ohne Dialog zu verbieten. Am Ende des Artikels beschreibt Ruth wie sie das umzusetzten versucht. Erklären, aufklären warum man xy nicht kaufen möchte, oder evtl. aus finanziellen Gründen auch nicht kaufen kann. (Klar, wenn das Kind bereits schreiend am Boden liegt, erklärt man nichts mehr, sondern begleitet.) Bei kleinen Kindern evtl. nur ganz, ganz kurz erklären und Fokus auf Alternativen legen. Nicht ablenken, sondern wahre Alternativen bieten.
Naja, anspruchsvoll bleibt es trotzdem – oder gerade deswegen 🙂
beziehung heißt auch grenzen setzen dürfen….
Deine Grenzen kannst Du setzen. Anderen Menschen Grenzen setzen ist unnatürlich, denn wir kennen die Grenzen Anderer oft nicht.
Ich kaufe Dinge im Supermarkt für nein Kind die es ganz dringend haben will. Oft frage ich aber kritisch nach ob es das nun wirklich möchte bzw ob es ihm überhaupt schmeckt. Manchmal legt mein Kind es dann zurück. Manchmal auch nicht. Aber nach 10 ü eiern wissen meine Kids nun das sie nicht schmecken und das das Spielzeug scheiße ist. Das Vollmilch Schokolade aber total lecker ist. Und manchmal wird nur eine Reihe davon gegessen manchmal die ganze Tafel. Ich muss sagen als ich ein Kind war hatte ich null Gefühl für mein nasch Bedürfnis, ich habe damals alles und soviel als möglich in mich reingestopft. Bei meinen Kindern erlebe ich nun genau das Gegenteil.