Sie hat nicht damit gerechnet.
Wirklich nicht. Eben war noch alles gut. Sagt sie mir immer wieder.
Luisas Kind, 4 Jahre alt, hat seine Schwester gebissen. So richtig fest. Die Bissspuren sitzen immer noch am Unterarm, als sie es mir erzählt.
Luisa ist entsetzt.
Sie will Rat. Nix geht mehr, seit ihr großes Kind so komisch ist. So nervig. So anstrengend.
Ätzend. Es gibt kein schönes Familienleben mehr. Alles ist so doof. Das Kind beißt, haut, ist laut und ärgert die kleine Schwester. Wie soll man denn da gemeinsam leben können?
Kennst du das? Dann ist das, was ich Luisa geraten habe auch für dich:
Krieg deinen Arsch hoch und übernimm die Verantwortung.
Verdammt nochmal.
Warum Kinder nerven
Ich weiß, ich weiß. Es ist so verdammt anstrengend. So ein Kind, das einfach keine Ruhe gibt. Im einen Moment schreit es aus vollem Hals, dann schmeißt es lachend mit Gläsern.
Aber machen wir doch mal was Waghalsiges.Gehen wir mal davon aus, dass dein Kind, wie jeder Mensch, eine Grund für seine Handlung hat.
Denn so ist es. Wir alle handeln, so gut wir können, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen und zu kooperieren.
Der Grund für Aggressionen ist zum Beispiel, so behauptet Jesper Juul zumindest, dass jemand sich nicht wertvoll für andere fühlt (hier eine Zusammenfassung seines tollen Buches zum Thema!)
Als ich das Luisa gesagt habe, fiel ihr gleich ein, dass es ja schon schwer sei mit der kleinen Schwester. Und stimmt, die langen Kita-Tage… Das ist schon viel Fremdbestimmung. Langsam begriff sie, dass das Verhalten ihres Kindes eine Ursache hat.
Hör auf von deinem Kind so verdammt viel zu erwarten. Es ist ein Kind. Es liebt dich und ist absolut abhängig von dir. Psychisch. Physisch. Warum zur Hölle sollte es dich willentlich vergrätzen?
Es braucht Hilfe, keine Schelte. Es braucht Empathie, keine Empörung.
Kinder nerven, weil sie sich nun mal nicht anders ausdrücken können. Übrigens können auch Erwachsene das oft nicht gut. Was wir brauchen und fühlen müssen wir nicht selten erstmal herausfinden. Mühsam. Therapeut_innen verdienen sich daran ne goldene Nase (und sind sehr hilfreich bei diesem Prozess).
Wie wäre es, wenn du JETZT den Unterschied machst und deinem Kind hilfst, sich auszudrücken, so dass es auch eine Chance hat, gehört zu werden? Und von Anfang an lernt, seine Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken?
Geil, oder? Aber wie?
Das Ende des Machtkampfs
Ganz einfach: Steig aus.
Du stehst mit deinem Kind im Ring. Ihr kämpft. Es geht um Macht. Steig aus. Hör auf, Recht haben zu wollen. Hör auf, die Kontrolle haben zu wollen.
Wie?
Kann ich dir sagen. Leider – und zum Glück. Ich stand nämlich jahrelang im Ring mit meinen Kindern.
‚Hör auf‘, ’nerv nicht‘, ‚lass das‘, ‚wenn du nicht endlich…‘ – schrecklich. Ich habe gelitten. Meine Kinder haben gelitten. Und dann hab ich sie auch noch dafür verantwortlich gemacht, dass sie ihre Not ausgedrückt haben. Ganz schön gemein.
Unsere Beziehung lag in meiner Hand. Diese Erkenntnis traf mich nach einem schlimmen Nachmittag mit meinen Kindern vor einigen Jahren wie ein Hammerschlag: Ich allein kann ihnen hinaushelfen. Ich bin verantwortlich für die Qualität unserer Beziehung.
Ich darf nicht warten, bis sie sich so verhalten, dass es mir leichtfällt, sie in Liebe zu sehen. Nein. Ich muss sofort damit anfangen. Weil das mein Job ist!
Uff. Durchatmen.
Und dann bin ich raus aus dem Ring gestiegen. Und so schwer ist es eigentlich nicht (eigentlich!):
Step 1: Kontrolle übergeben
Dein Kind hat ein Problem. Es hat allein schon dadurch ein Problem, dass es in einer durch und durch kinderfeindlichen Gesellschaft Kind ist und täglich Altersdiskriminierung (Adultismus heißt dieses Phänomen) ausgesetzt ist.
Es braucht Kontrolle über sein Leben. Es ist machtlos.
Gib sie ihm, wo du nur kannst. Wütenden, ’nervenden‘ Kindern Kontrolle zu geben ist mein absoluter Geheimtipp. Nicht, damit Karl-Ferdinand endlich wieder brav ist und seine Gefühle unterdrückt. Nein. Sondern um ihm zu zeigen: ‚Ich sehe deine Not. Ich helfe dir, so gut ich kann. Du bist mir wichtiger als meine Macht.‘
Mach es dir zum Mantra: Du bist mir wichtiger als meine Macht.
Step 2: Die Beziehung stärken
Nimm dir drei Tage frei und mach geile Sachen mit dem ’nervigen‘ Kind. Geht aus. Eis essen oder so.
Lass dein Kind bestimmen. Worauf hat es Bock? Was will es? Lass dich überraschen!
Step 3: Zuhören und Beobachten
Warum ist das Kind so daneben? Warum haut, beißt, kratzt es? Phase oder Problem? Was ist sonst noch los im Leben deines Kindes?
Schau genau hin. Das Verhalten hat immer, immer einen Grund. Unterstelle deinem Kind Gutes. Schlüpf in seine Schuhe. Guck dir an, wie klug und sinnvoll das Verhalten ist.
Lass deine inneren ‚aber man macht das nicht‘ mal eben an der Seite. Es geht um mehr, als diesem ollen Erziehungsmuster Glauben zu schenken: Es geht um eure Beziehung.
Bonusstep für Fortgeschrittene! Step 4: Guck auf dich!
Nochmal uff. Ich weiß. Ist viel, viel einfacher dem Kind die Verantwortung zu geben. Das nervt ja auch so!
Vergiss es. Mach ich nicht mit. Es hat nämlich immer mit dir zu tun. Ich schwöre. Ich berate seit Jahren Eltern und ich habe drei Kinder. Wirklich. Glaub mir.
Guck auf dich. Warum nervt es dich? WAS nervt dich eigentlich genau? Warum kriegst du diese fiesen Gedanken, wie Luisa?
Die dachte ‚warum muss es alles kaputt machen‘ und ‚mit ihm ist einfach kein schönes Familienleben möglich‘.
Kennste? Ich auch.
Und es ist Bullshit. Wir Eltern tragen die Verantwortung für unser Familienleben. Allein. Für die Beziehungen zu unseren Kindern. Für unser Leben.
Verantwortung fühlen und endlich wieder Liebe geben!
Wenn wir einen scheiß Job haben und unser Kind unglücklich im Kindergarten ist – dann müssen wir das ändern. Nicht das Kind. Und vor allem muss es nicht so tun, als wäre das alles super.
Wenn es ein Geschwisterchen gibt und das anstrengend ist, muss ein Kind auch nicht so tun, als wäre das nicht so.
Unsere Kinder haben ein Recht auf ihre Gefühle. Auf alle.
Und wir dürfen darauf schauen, was uns hindert, sie endlich zu lieben wie sie sind. Endlich ihre Hilfeschreie zu hören. Als ihre Freunde an ihrer Seite zu stehen und ihnen zu helfen. Auch wenn sie sich eklig verhalten.
Schau auf dich und dann rein in die Beziehung.
Erinnerst du dich daran, wie dein Kind geboren wurde? Weißt du noch, das Gefühl, als du es das erste Mal bewusst wahrgenommen hast: ‚Wow, ich darf DEIN Elternteil sein!‘.
War krass, oder?
Es ist dasselbe Kind. Geh hin und schau es dir an. Es ist dein Kind, dein geliebtes. Das, was du damals im Arm hattest. Es liebt dich und es braucht deine Hilfe.
Geh hin.
Ich finde die Denkansätze sehr gut und absolut nachvollziehbar. Ich erkenne mich bei vielen Punkten, danke für die Reminder. Wenn ich noch etwas anmerken darf: die Sprache finde ich leider nicht besonders gut gewählt…braucht es „bullshit“, „warum zur Hölle“, ect um sich Gehör zu verschaffen? Ich finde nicht… Danke für den Beitrag!
Liebe Ruth,
ich find deinen Text wunderbar. und er regt mal wieder an, seinen Arsch in Bewegung zu setzen und einmal mehr Verantwortung für sein Leben und folglich auch das der Kinder zu übernehmen.
Und deine gewählte Sprache is finde ich sehr trefflich gewählt..für alle, die ein Problem damit haben, empfehle ich mal folgenden Artikel:
https://diephysikvonbeziehungen.wordpress.com/2016/01/13/was-ist-der-vorteil-von-schimpfwoertern-13-saetze-zum-gelassenen-umgang-mit-schimpfwoertern/
Ich steh drauf, das ist echt! Da ist Emotion drin! Ich gehöre auch nicht zur ‚Scheiße sagt man nicht‘ Fraktion ?
Würde sie nicht schreiben wie ihr der Schnabel gewachsen ist, wäre sie bei weitem nicht so authentisch!
Schönen Abend allen Lesern ?
Danke, so geht es mir auch.
Inhaltlich bin ich einverstanden, die Sprache ist aber so niveaulos, dass ich persönlich nicht nachvollziehen kann, wer zu so jemandem in Beratung gehen soll. Ich kann das nicht ernst nehmen.
Für Authentizität benötigt es keine Gossensprache. Hier und da mal ein Kraftausdruck – kein Problem – gerne auch auffordernde, deutliche Sätze und eine eindringliche Wortwahl. Ich bin die letzte, die nicht mal flucht, im Gegenteil, habe lange in einer Kirche gearbeitet, aber für einen geschriebenen Text ist mir das hier zu flach. Meine Meinung.
Was soll denn hier niveaulos sein?? Die Niveaulosigkeit ist in Deinem Kopf und sonst nirgends! Es gibt keine schlimmen Wörter, aber viele verdorbene Köpfe, in denen ein riesiger Haufen der Scheisse ist, die man nicht sagt! Das müsstest Du ja wissen, wenn Du in der Kirche aktiv bist. Da sind die braven Kinder, die kein schlimmes Wort sagen bekannterweise besonders gefragt.
Wir machen das mit unserer Tochter konsequent anders. (den Inhalt des Artikels kann ich nur aus positiver Erfahrung bestätigen. Kinder wollen dabei sein, sie wollen Kontrolle)
Bei uns gibts keine Verdrängersprache. Sina ist drei. Und wenn sie scheißen muß, dann geht sie zur Toilette, oder sie sagt: „Ich muß scheissen“. Vieleicht muß sie auch pissen oder strullen, wenn sie einen witz machen will.
Zum Artikel habe ich ein gutes Beispiel_
Wenn ich nach hause komme und habe den Wagen in den Schuppen gefahren, gehe ich wieder raus und stell das Auto vor die Tür, weil ich weiß, daß Sina das Auto wegstellen will. So etwas nehmen wir sehr ernst. Und wir werden mit einem sehr entspannten Verhältnis belohnt. Ohne Kampf und künstliches Drama.
Liebe Ruth,
Im Grunde kann ich dir nur zustimmen und stelle auch immer wieder fest, dass dieses Verhalten immer dann auftaucht, wenn mein Großer in irgendeiner Form auf der Strecke bleibt. Kommt man dem entgegen, verschwindet es wieder.
In der Mainstream-Erziehung – so zumindest mein Eindruck aktuell – wird dieses nervige Verhalten als Bocken oder Provozieren eingeordnet und da ist es doch erfreulich, wenn Eltern erkennen, dass es einen Grund haben muss und sich an die Ursachenforschung machen. Als jemand verzweifeltes und Hilfe suchendes empfänd ich allerdings „Krieg deinen Arsch hoch (…) verdammt nochmal“ dann wie einen Tritt gegen’s Schienbein. Wenn ich dich nicht aus der unerzogen-Gruppe kennen (und gerne lesen) würde, hätte ich da diese Seite geschlossen, weil ich meinen Arsch schon bewegt habe und nach Rat suche und mir hier quasi erstmal ein Vorwurf gemacht wird. Finde ich daher unglücklich formuliert.
Liebe Grüße
Amy
Ich finde den Inhalt sehr gut, hat mir neue Denkanstösse gegeben.. Ich bin in der letzten Zeit viel am Nachdenken, wie ich die Beziehung zu meinem älteren Sohn verbessern könnte. Dieser Text kommt mir wie gerufen…
Leider finde ich die Sprache etwas unglücklich gewählt und zu aggressiv. Irgendwie passt es nicht zum Inhalt..
Liebe Ruth,
du sprichst mir mit deinem Artikel aus der Seele. Genau das ist gerade mein Thema bei meinem Großen. Leider lässt er sich nicht immer drauf ein, dass ich aus den Ring aussteigen möchte. Es gibt Momente, da scheint es ihn nicht zu interessieren, dass ich gern wissen möchte wie es ihm geht, was ihm fehlt, was ihn so verärgert und wütend macht. Wahrscheinlich ist es aber auch meine Art wie ich das ganze zur Sprache bringen. Der Ton macht ja bekanntlich die Musik. Je weniger kooperativ er sich verhält obwohl ich gerade herauszufinden möchte, was wirklich dahintersteckt, umso ungehaltener werde ich innerlich. Es ist dann meine Verzweiflung darüber, dass ich nicht in der Lage bin an ihn ran zu kommen, obwohl ich versuche in Beziehung zu ihm zu gehen.
Deine Wortwahl finde ich persönlich nicht unangebracht. Ich mag klare, deutliche und auch manchmal radikale Ansprachen. Ich bin selber ein Freund von deutlichen Worten. Und es gibt Menschen die brauchen diese Worte und finden Sie auch gut. Wenn ich mich durch deine Worte angegriffen fühlen würde, ist ja immer die Frage warum. Auch da müssen wir dann bei uns selbst schauen. Worte sollen ja etwas in uns bewegen, uns inspirieren. Egal in welche Richtung meine Gefühle bei deinen Worten gehen, es gibt immer einen Grund dafür. Und es lohnt sich, sich zu fragen warum hier ein Wunder Punkt bei mir getroffen wurde. Da ich weiß, dass ich meinen Arsch bereits hochbekommen habe und auf einem guten Weg bin, fühle ich mich durch deine Worte auch nicht angesprochen. Und die, die ihren Arsch wirklich noch hoch bekommen müssen, sind sicher dankbar für deine deutlichen und ehrlichen Worte.
Liebe Carina,
danke für deine Worte. Ja, wir alle brauchen unterschiedliche Ansprachen, das denke ich auch. Meine ist nicht für alle geeignet – und das ist ja auch vollkommen okay.
Wenn wir lange damit beschäftigt waren, gegen unser Kind zu arbeiten und es bewusst oder unbewusst als Gegner gesehen haben, brauchen die Kinder oft eine ganze Weile, ehe sie beginnen uns wieder zu vertrauen. Mit uns zusammenzuarbeiten.
Ich erinnere, dass diese Phase – ich war ausgestiegen, mein Kind misstraute mir aber noch – so ungefähr ein halbes Jahr dauerte.
Hab Geduld! Grüße, Ruth
Liebe Ruth,
ich finde deine Art zu schreiben wirklich großartig. Sie unterscheidet sich auf eine erfrischende Art von anderen Blogs, die ich so lese und gerade bei einem so einschneidenden Thema empfinde ich deinen gewählten Ton irgendwie als fröhlich und lebensbejahend. Vielleicht weil es eben genau so ist, wie „man“ das ja eigentlich nicht schreibt/sagt.
Dein Beitrag hier ist ja schon fast ein Jahr alt und ich weiß von den neueren Einträgen, dass du deinem Ton treu geblieben bist und das finde ich großartig.
Vielen Dank für deinen Blog und die Anregung, die du mir gibst. Ich habe meinen Weg gerade erst begonnen und es hat mich schon so weit gebracht, dass ich zum 1. Mal gelassen auf Tage mit den Kindern allein blicken kann, weil ich einfach nichts mehr muss und wir gemeinsam in Frieden leben können.
Lieben Gruß
Jasmin
Ich war auch über die Sprache überrascht, dachte allerdings beim Lesen nur: Wow, krasser Klartext! Jetzt bin ich glatt am Überlegen, ob ich es bei meiner einen Klientin auch mal mit Klartext versuchen soll, da sie freiwillig in der Hilfe ist, aber immer so tut, als könne sie meine Hinweise einfach als lahme Vorschläge abtun, die einer anderen Meinung entsprechen. Dass sie bis heute die Bedürfnisse ihrer Kinder kaum erkennt und geradezu als unwichtig ansieht, merkt sie kaum. Sie ist so mit ihren eigenen Bedürfnissen beschäftigt und in ihrer Erziehungsbiographie gefangen, dass sie die Verantwortung einfach abgibt. Ich finde deine Denkanstöße und Reminder jedenfalls auch immer wieder hilfreich und finde es macht Mut zu lesen, dass es bei dir auch eine Weile gedauert hat, bis wieder genügend Vertrauen da war. Ein Hoch auf die Geduld! ?
LG Sabrina
Liebe Ruth, über Facebook bin ich zu diesem deinem Artikel gekommen. Sehr interessant. Nur hätte ich einen Verbesserungsvorschlag zu machen. Ich hoffe, ich verärgere dich nicht damit. Die Überschriften in deinen Blogartikeln sind nicht so klar lesbar. Könntest du da bitte die Schriftart ändern? Das Kleingedruckte ist viel klarer dagegen.
LG, Nicki
Liebe Ruth
Danke für diesen tollen Artikel!
Verantwortung übernehmen, ja! Absolut! Aufhören zu ja,mein und zu hadern, die Verantwortung für die Beziehung liegt zu 100% bei der/dem Erwachsenen.
Und Machtkampf mit dem eigenen Kind ist auch Blödsinn, denn die Macht habe ich als Erwachsene eh, mein Kind ist auf mich angewiesen und schutzbedürftig. Und „Angriffe“ (absichtliches wehtun, beledigen oder so etwas) können mich nicht wirklich treffen, ich bin ja groß. 😉
Allerdings bin ich bin der Meinung, dass „Kontrolle übergeben“ und alle Entscheidungen dem Kind überlassen nicht die Lösung ist. Im Gegenteil merke ich bei meinen Kindern, dass es ihnen in schwierigen Zeiten gut tut, wenn ich möglichst viel für sie sorge, Struktur vorgebe und Entscheidungen für sie treffe. Das ist kein Zwang!
Arbeiten an der Beziehung, an der Bindung, ja!! Das ist die Grundlage für alles!! Genau so sehe ich das auch.
Danke. Kommt auf meine Pinnwand gleich beim Eingang. Ich liebe es wie du stärken und mahnen gleichzeitig kannst. ich denk mir sooft „oh shit, genau das mach ich dauernd“ aber ich fühl mich nicht schlecht dabei daran erinnert zu werden wies sein sollte, wie ich es eigentlich will. Dankedankedanke.
Liebe Maria,
Dank zurück für die lieben Worte!
Ruth
Danke für den Artikel. Ich habe das Gefühl, du sprichst von mir und meinem Großen und ich freue mich, dass meine eigenen Ideen offenbar schon in eine gute Richtung gingen.
Bloß beim letzten Absatz musste ich schlucken… diesen „einen Moment“ gab es für uns nämlich nicht (Lange Geschichte: HELLP, Vollnarkose, PTBS meinerseits) und ich habe dadurch auch nach fast 5 Jahren immer noch Angst, ihm emotional nicht gerecht werden zu können. Aber ich gebe nicht auf!
GEGENEINANDER ist das Miteinander ziemlich anstrengend.
Wenn ein Kind – oder einfach ein anderer Mensch – uns mit seinen Kräften verkehrt behandelt, habe ich etwas faszinierend Einfaches beobachtet: Die Menschen reagieren und behandeln dann die Kräfte des Fehlermachers noch schlechter als er selbst.
Selbst wenn der andere – durch körperliche Überlegenheit oder Amtsmacht – viel stärker ist als sie, denken + fühlen + strahlen sie Wut, Ohnmachtsgefühle und dergleichen mehr aus und in ihn hinein.
Wie sollen sich davon seine Kräfte verbessern???
Ich hab es mit einem 7jährigen Mädchen gelernt, das nicht mehr leben wollte, weil es täglich von seiner Lehrerin vor der Klasse blamiert wurde. Das Kind verstand, dass es seiner Lehrerin im Geiste alles schicken sollte, was ihr zum GUTsein fehlt. Die Lehrerin änderte sich infolgedessen um 180 Grad. In den >Ich-kann-Geschichten für Erwachsene ab 9 und Kinder bis 90 Jahre< kann jeder die ganze Geschichte nachlesen. Durch das Erlebnis ergab sich der "Ich-kann-Schule-Satz 2008: "Wenn ich mit deinen Kräften BESSER umgehe als du, mögen sie mich und folgen mir lieber als dir."
Ich habe das IKS-Experiment mit anderen Kindern verschiedenen Alters wiederholt – stets mit ähnlich gutem Ergebnis.
Franz Josef Neffe
Ich könnt grad heulen: Was ich da lese, passt so gut zu unserer momentanen Situation und meiner eigenen Verzweiflung darüber, dass ich auf dem besten Wege bin, zu der Sorte Mutter zu mutieren, die ich nie werden wollte… Ich glaub, ich werd in den nächsten Tagen viel auf deinem Blog schmökern – und dann erstmal wieder atmen lernen… Danke, dass du das alles aufschreibst!!!
LG Steffi
Liebe Steffi,
sei gut zu dir. Du hast sicher gute Gründe, so zu handeln. Was das Handeln nicht richtig macht, aber dich auch nicht zu einem schlechten Menschen. Schau auf dich!
grüße, Ruth
Liebe Ruth,
Mein Kind (23 Monate alt) macht mich so oft so fertig… Aber es versteht wenig davon, was ich ihm sage und ich noch viel weniger davon, was es mir sagt. ich glaube, es wird noch viel Zeit vergahen, eher wir so weit sind, dass wir Deine Prinzipien umsetzen können. Bis dann, fürchte ich, es wird zu spät sein, um unsere Mutter-Kind-Beziehung retten zu können. Totale Verzweiflung hier
Tanja – tu dir Gutes. Du kannst nur geben, was du für dich selbst tust. Dein Kind ist zu klein für sprechen, aber du bist groß genug die Verantwortung für euch zu übernehmen! Ich wünsche dir ganz viel Mut zur Veränderung, deine Gedanken kommen mir bekannt vor aus einer dunklen Zeit in meinem Leben…
Deine Ruth
Ich finde es immer schwierig bei konkreten Problemen solche abstrakten Texte zu lesen. Mein Kind giesst alles mit Wasser voll, will ständig süßes, isst immer nur 3 nudeln vom teller und hat nach ner halben stunde wieder hunger, räumt nicht auf und will nicht Zähne putzen. Jeden Tag. Jeden Tag. Wie soll einem so ein Text helfen?
Moin! Das tut mir leid dass dir der Text nicht hilft! In meiner Erfahrung geht es bei diesen Dingen eben nie um die Nudeln, sondern um das was wir erlebt haben und wie wir unser Kind sehen. Das kann man gar nicht allgemein sagen, was da die richtige Art ist, zu reagieren. Denn wir kennen ja deine Geschichte dazu nicht.
Was sicher hilft, ist, den Druck da rauszunehmen. Es scheint zum Beispiel ein Thema rund um Essen zu geben. Warum muss das Kind zu festgelegten Zeiten essen? Oft ergibt sich daraus dann dass die Kinder Hunger bekommen und dann Süßigkeiten essen, weil die eben schnell viel Zucker in den Kreislauf bringen. Ich bringe z.B. meinen Kindern oft Essen während sie spielen, um das zu verhindern.
An deiner Reaktion auf diesen Vorschlag merkst du dann auch, was du zu dem Thema denkst und gelernt hast. Und kannst ggf auflösen was für dich nicht mehr gilt. DAs gilt für all diese Themen. In diesem Artikel geht es um meinen Blick aufs Kind, nicht darum, das Kind zu etwas zu bringen. Und das kann sehr unangenehm werden. Und lohnt sich!
Deine Ruth
Tolle Denkanstöße. Wir sehen viel zu selten die Not, die hinter dem kindlichen Verhalten steht. Mein Sohn ist gerade in der Autonomiephase und immer wieder gibt es Situationen da denke ich mir, warum provoziert oder ärgert er mich. Ich weiß, dass Kleinkinder noch nicht provozieren können, da sie durch den fehlenden Perspektivwechsel ja gar nicht wissen, wie sich der andere fühlt. Aber es fühlt sich für mich leider trotzdem wie eine absichtliche Provokation an und ich werde oft sehr genervt und teilweise wütend deswegen. Inzwischen versuche ich mir zu sagen, dass es ein Hilferuf ist und dass er es als letzte Möglichkeit sieht meine Aufmerksamkeit für sein Problem zu bekommen. Leider ist mir nicht immer klar, was genau denn jetzt das unerfüllte Bedürfniss ist. Ich würde so gerne dann mit ihm darüber sprechen können, was er gerade braucht und wie ich gut für ihn da sein kann. Da er aber erst 2 Jahre ist, bekomme ich auf solche Fragen natürlich noch keine Antwort. Manchmal habe ich auch den Eindruck, dass er es selbst gerade gar nicht genau weiß, sondern nur merkt, dass er sich unwohl fühlt und etwas nicht stimmt und er Halt und Sicherheit sucht. Da er vor ein paar Monaten ein Geschwisterchen bekommen hat, spielt das wahrscheinlich auch mit rein und er möchte Aufmerksamkeit und sich gesehen und sich geliebt fühlen. Wenn ich dann aber exclusiv Zeit anbiete oder Sachen vorschlage, die wir zusammen spielen können, dann verhält er sich oft weiterhin „blöd“. Das nervt mich dann oft sehr, da ich für ihn da sein möchte und mich anbiete, es aber nichts verändert. Manchmal fängt das „Provozieren“ und „absichtliche“ alles anders machen schon morgens an und nachmittags habe ich dann so genug und bin so genervt, dass ich gar keine Lust mehr habe, mich mit ihm zu beschäftigen. Das ist total blöd und fies von mir und ich würde gerne was daran ändern und aus diesem Kampf aussteigen. Vielleicht hilft mir Dein Artikel es beim nächsten Mal besser zu machen.