Wann sollte man friedvolle Elternschaft aufgeben?!

Jun 25, 2024 | Podcast | 0 Kommentare

Wann ist friedvolle Elternschaft nicht das Richtige für dich? Gibt es einen Punkt, an dem du sagen kannst, dass friedvolle Elternschaft für dich nicht funktioniert? 

Diese Frage begegnet mir in verschiedenen Varianten. 

Ich finde sie grundsätzlich sehr wichtig; nicht weil ich glaube, dass es eine klare Antwort darauf gibt, sondern weil friedvolle Elternschaft eine Haltung ist – und eine Haltung hat kein Ende.

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Die Frage, an welchem Punkt du eingreifen oder etwas verändern musst, ist aber entscheidend.

Oft haben die Menschen verschiedene Methoden ausprobiert, wie das Kind im Familienbett schlafen zu lassen oder sich nach den Bedürfnissen des Kindes zu richten, nur um festzustellen, dass sie im Burnout gelandet sind.

Das führt bei manchen Eltern dazu, dass sie den bedürfnisorientierten Scheiß nicht cool finden.

Ich kann das verstehen, deswegen möchte ich noch einmal betonen, dass ich eine bedürfnisorientierte Beziehung als eine Haltung verstehe, aus der heraus eine Vorstellung von friedvoller Elternschaft geboren wird.

Burnout durch Bedürfnisorientierung?

Wenn man sich nur noch nach den Bedürfnissen der Kinder richtet, kann es durchaus passieren, dass wir uns in ein Burnout begeben.

Viele Eltern denken dann, die Alternative sei eine hardcore Erziehung und dass die Kinder auch mal Grenzen brauchen.

Ich glaube, das Missverständnis liegt darin: Wir glauben, dass entweder das Kind bekommt, was es braucht, oder wir selbst.

Diese Vorstellung ist sehr toxisch und ich bin froh, dass dieses Thema in den letzten Jahren mehr Beachtung fand.

Bedürfnisse der Eltern in der friedvollen Elternschaft

Das Gegenteil von Bedürfnisorientiertheit mit einem Kind ist wiederum nicht, dessen Bedürfnisse ganz außer Acht zu lassen.

Es geht darum, sicherzustellen, was beide brauchen und wie wir mehr Freude und Leichtigkeit in den Alltag und das Miteinander einfließen lassen können.

Wie kannst du deine Elternschaft so geil gestalten, dass du die Dinge, die dir wirklich wichtig sind, mit deinem Kind begleiten kannst?

Oft ist es viel weniger eine Frage, wie weit eine friedvolle Elternschaft geht, sondern es geht vielmehr darum, wie du deine Elternschaft besser gestalten kannst. 

Ein Weg ist, wie erwähnt, mehr Freude einfließen zu lassen und Sachen wegzulassen, die nicht wichtig sind.

Du bist kein ordentlicher Mensch? Gut. Dann räume die nächsten 10 Jahre nur das Nötigste auf. Du kannst wieder ein ordentlicher Mensch werden, wenn es dir wichtig ist. 

Prioritäten setzen in der friedvollen Elternschaft

Setze deine Prioritäten dort, wo sie hingehören.

Manchmal ist der Schrei groß: „Ist denn hier nicht mal Schluss? Meine Bedürfnisse werden in der friedvollen Elternschaft gar nicht mehr berücksichtigt!”.

Das hat jedoch nichts mit den Bedürfnissen deines Kindes zu tun, sondern damit, dass du deine eigenen nicht genug beachtest. Und dann wird keine Methode der Welt an den Kindern etwas verändern, wenn du einen schlechten Umgang mit dir selbst hast. Also musst du dir diesen erst einmal genauer ansehen. 

Herausforderungen in speziellen Familiensituationen

Es kann auch sein, dass Eltern sich ihrer Bedürfnisse bewusst sind, aber in herausfordernden Situationen stecken, wie in Patchwork-Familien, mit Pflegekindern, Kindern mit Erkrankungen oder in Umständen, in denen andere Menschen viel mit einbezogen sind.

Bestimmte Bedingungen lassen tatsächlich wenig Luft.

Wenn mir Menschen in diesen Situationen mitteilen, dass friedvolle Elternschaft nicht für sie funktioniere, möchte ich oft schreiend gegen die Wand laufen:

1. Eine Haltung kann nicht funktionieren. Entweder haben wir Würde oder es geht uns nur darum, dass etwas funktioniert. Wenn du deinem Kind zugestehst, ein Mensch mit eigenen Bedürfnissen zu sein, gibt es keine Frage nach Funktionalität. 

2. Wie verrückt ist es, dass wir in den letzten 10 Jahren, in denen wir über friedvolle Elternschaft gesprochen haben, es nicht geschafft haben zu vermitteln, dass es keine Frage von Privilegien ist? Es gibt Menschen, die denken, friedvolle Elternschaft sei nicht machbar aufgrund von Mangel an Zeit, Geld oder sonstigen Umständen. Eine Haltung ist jedoch völlig unabhängig von diesen Bedingungen!

Ich finde es sehr wichtig, dass wir endgültig damit aufhören, auf diese Weise über ein bedürfnisorientiertes Miteinander zu reden.

Natürlich gibt es Situationen, in denen uns die Ressourcen nicht zur Verfügung stehen, wie wenn unser Kind eine Behinderung hat und nicht kommunizieren kann, wir allein begleitend mit vielen Stressfaktoren sind oder in Armut leben. 

Jedoch macht das für die Haltung an sich keinen Unterschied. Aber für dein Kind und die Beziehung zwischen euch macht deine Haltung den großen Unterschied.

Fazit: Sollte man friedvolle Elternschaft ab einem gewissen Punkt aufgeben? 


Nein. Es gibt keinen Punkt, an dem wir friedvolle Elternschaft aufgeben sollten. Die einzige Ausnahme ist, wenn du denkst, dass es eine Methode sei.  

Als ich vor 15 Jahren begonnen habe, friedvolle Elternschaft mit meinen Kindern zu leben, habe ich mir vorgenommen, viel kooperativer mit ihnen zu sein. Dieser Versuch ist kläglich gescheitert. Sie haben mir nicht vertraut, dass wir gemeinsam eine Lösung finden würden oder ihre Meinung plötzlich Gewicht hat.

Erst, als ich die Haltung der friedvollen Elternschaft verinnerlicht hatte, die impliziert, dass das Kind ein Recht auf seine eigene Meinung und Gefühle hat und dass ich meine Macht nicht missbrauche, hat es “funktioniert”, wobei “funktionieren” nie mein primäres Ziel war.

Wenn du darauf wartest, dass es funktioniert, bist du hier nicht richtig. Wenn es dir aber um eine Haltung geht, dann gibt es für diese kein Ende.

Die praktische Umsetzung ist total abhängig von deinen Ressourcen, deinem Kind und der Familie. Die Haltung ist aber umsonst. Und die Haltung ist es, die euch durch alle Widrigkeiten tragen wird. 

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