Die Welt kann ein schrecklicher Ort sein. In den USA kommen täglich unfassbar viele Menschen aufgrund des Zugangs zu Schusswaffen um. Waffen sind ein großer Teil eines vom Kapitalismus beheizten Problems.
Waffen stiften Leid. Sie sind designed, um zu töten.
Warum also sollten wir unsere Kinder damit spielen lassen?
Darum.
1. Weil sie Teil der Realität sind
Waffen sind für nicht wenige Menschen auf der Welt ein Teil derselben und sie verbinden damit reale Erlebnisse. Auch Videospiele sind reale Erlebnisse. Erlebnisse zu verarbeiten, ist wichtig. Und Spiel ist das Instrument dazu. So sind Kinder gemacht.
2. Weil sie nicht das Problem sind
Wir reden über Spielzeugwaffen. Das sind Nachbildungen, von denen keine Gefahr ausgeht. Sie sind so wenig gefährlich wie das Kinder-Bügeleisen bügelt oder der Staubsauer Staub saugt. Sie bilden einen Teil der Erwachsenenwelt nach. Sie SIND es nicht.
3. Weil unsere Welt nicht dein Barbie-Dreamland ist
Natürlich wäre es schöner, es gäbe keine Waffen. Ich denke zwar nicht, dass damit das Problem der Gewalt gelöst wäre, aber zumindest wäre ein Faktor eingedämmt, der Gewalt einfach und verheerend macht.
Aber: Die Welt, in der wir leben, hat Waffen. Das ist traurig, aber Realität. Lass deine Kinder nicht in deiner rosa Blase leben. Waffen sind Realität.
4. Weil Waffen nicht bedeuten, dass Gewalt mit ihnen ausgeübt wird
Was will dein Kind eigentlich mit der Waffe machen? Hast du es mal gefragt? Gerade neulich als ich auf meiner Facebook-Page über Neugierde schrieb, fiel es mir wieder auf, wie oft wir ein festes Bild davon haben, was unsere Kinder wollen und denken. Aber Kinder sind Leute – sie haben ihre eigenen Gedanken. Lerne sie kennen. Interessiere dich dafür, anstatt sie zu verdammen.
5. Weil Waffenspiele nicht bedeuten, Krieg zu verharmlosen
Mit Waffen zu spielen, kann ein wunderbarer Moment sein, um über Gewalt zu reden. Über Macht und warum es Waffen gibt und was ein guter und sicherer Umgang sein kann. Oder auch nicht – vielleicht ist es erstmal dran, den Moment zu genießen und zu spielen. Ja, spielen, denn das ist es, worum es hier geht. Noch immer. Dein Kopfkino zählt nicht.
6. Weil Waffen Kinder nicht zu Monstern machen
Wenn es so einfach wäre! Wenn das Spiel mit Waffen Kinder zu kriegstreibenden Monstern machen würde – wie wunderbar wäre das denn! Wir könnten durch das Verbot von Spielzeugwaffen alle Probleme dieser Welt lösen. Kabumm. Feddich die Kiste. Geil.
Ist nur halt leider Blödsinn. Es braucht sehr viel mehr als den Zugang zu Spielzeugwaffen, um Menschen gewaltaffin zu machen. Diese Verkürzung („Das Kind darf nicht an Waffen, damit es nicht lernt, dass Krieg toll ist.“) ignoriert alles, was wir wissen über Menschen, die zu Gewalt neigen. Es ist sachlich falsch.
7. Weil Verbote Beziehung belasten
Das Problem ist, dass jedes Verbot, dem keine Besprechung, keine Verhandlung vorausgeht, Beziehung killt. Es nimmt dir die Möglichkeit, zu erklären, worum es dir geht. Es nimmt deinem Kind die Möglichkeit, zu artikulieren, worum es ihm geht. Es nimmt euch beiden Verbindung.
Besser als Verbote finde ich, wenn du deine Bedenken laut äußerst und ihr Lösungen findet. Immer finde ich das. Ganz generell. Und natürlich auch hier – denn außer unserer Idee von der Kindheit, die unsere Kinder leben sollten, gibt es kaum Gründe, die ein komplettes Verbot rechtfertigen.
Ich finde die Beiträge toll und respektiere deine Meinung, aber in dem Fall macht für mich die Argumentation nicht wirklich Sinn. Waffen werden doch im realen Leben nur für Gewalt eingesetzt und Kinder sind doch natürlicherweise gewaltfrei, außer oder bis wir Ihnen Gewalt beibringen. Und dass die Kinder dann in einer rosa Blase aufwachsen denke ich auch nicht. Es gibt Kinder auf der Welt die hungern, lasse ich mein Kind deswegen auch mal hungern oder auf der Straße schlafen damit es weiß wie hart die Welt ist? Ich freue mich auf eine Antwort! Liebe Grüße
Kinder bzw. Menschen müssen Gewalt nicht lernen. Es liegt (leider) in deren Genen. Da ist Aufklärung besser als verbote.
Ich sehe es auch sehr skeptisch. Ich fühle mich nicht wohl, wenn meine Kinder mit Waffen spielen, was sie zum Glück sehr selten tun. Aber wenn sie es tun, dann lasse ich sie auch, wobei es mir sehr schwer fällt. Selbst kaufen würde ich aber keine Spielzeugwaffen. Zum Glück besteht da auch kein Interesse bei meinen Kindern
Oh da gibt es aber Studien, die das Gegenteil beweisen! Gewalt ist immer eine Reaktion auf krass unerfüllte Bedürfnisse . Es gibt dazu ein ganz tolles Buch von Rutger Bregmann „Im Grunde gut“, sehr lesenswert!
Ich bin der gleichen Meinung.Ich hàtte es nicht besser ausdrücken können. Danke!!!
Du hast wohl keine Kinder, Christina – und falls doch, dann nur wohlerzogene Mädchen ;-). Oder aber, du lässt jeden aufkeimenden Streit im Kern ersticken. Kinder sind nicht natürlicherweise gewaltfrei! Dazu sind aber keine Waffen nötig, Fäuste etc. reichen völlig aus. Auch werden Waffen im realen Leben nicht nur für (sinnlose) Gewalt eingesetzt (denke doch nur mal an Sportschützen, Jagd, Schutz vor Verbrechern durch Polizei, usw.)
Glaubst du das nur jungs so spielen? Und Mädchen nicht? Hast wohl nur Jungs?
Wenn Kinder gut begleitet werden, und ihnen mit unserer Hilfe ein guter Umgang und Werkzeug für ihre Emotionen beigebracht wird, brauchen sie keine Gewalt an anderen auszuüben. Somit wurde auch Schutz Wegfall. Da aber nicht alle gut begleitet aufwachsen, draumas erleiden oder ihnen dasvals normal vorgelebt wird, ist es natürlich utopisch sein Kind davon vernzuhalten. Traurig sowas. Auch die Jagd… Unnötig und brutal…. Wir jagen ja heute nicht um zu überleben.
Hallo Ruth,
deine Worte sind oft inspirierend und ich lese sie gern.
Dieses Thema wird mir allerdings leider zu oberflächlich behandelt. Spiel-Waffen zu tabuisieren halte ich ebenfalls für realitätsfern. Ich verstehe auch, dass dein eigentliches Anliegen bei diesem Thema ist, anerzogene Strukturen bei Eltern aufzubrechen.
Durch die Art der Darstellung dieser Thesen, gewinnt man allerdings den Eindruck, dass man als Eltern fein raus ist und man die Kaffeemaschine einschalten kann, wenn Kinder untereinander mit Waffen spielen. Dem ist leider nicht so. Du streifst das Thema moralische Instanz leider nur an und es geht durch die Auflistung der Thesen ohne Gegenthesen leider unter.
Ja es ist eine super Möglichkeit über das Thema überhaupt mit seinen Kindern sprechen zu können. Es sollte aber noch weiter gehen. Es gibt viele und unterschiedliche Möglichkeiten mit Waffen zu spielen. Es soll ja auch Kinder geben, die das, aus welchen Gründen auch immer überhaupt nicht witzig finden und darauf Rücksicht genommen werden muss. Dass Regeln vor Beginn vereinbart werden. Das kann meiner Meinung nach, zumindest anfangs, nur ein begleitender Erwachsener übernehmen. Und hier ist die Krux zu deinen Zeilen, denn es kommt so rüber, als hätten Erwachsene mit der Sache überhaupt nichts zu tun. Kinder werden mit diesen Themen viel zu häufig allein gelassen oder die Themen werden tabuisiert. Es wäre schön, wenn dein 8. Grund gewesen wäre: „Papa oder Mama, spiel das Spiel doch einfach mal selber mit.“
Ich mag auch diesen Artikel von dir. Wie alle anderen auch.
Ich hatte schon viele Gespräche über das Spielen mit Waffen, und warum ich das erlaube und sogar für wichtig halte.
Ja es ist wichtig und gehört sogar bei der Entwicklung dazu. Krass, oder?
Besonders wichtig für die Jungs!
Gerald Hüther hatte in einem tollen Video über die Unterschiede von Jungen und Mädchen gesprochen. Dort erklärt er unter anderem genau dieses Thema. Es ist wichtig, dass Kinder sich auch damit erproben, Waffen, Videospiele etc. Sie wollen auch mal das Gefühl von Macht haben, und das ist ganz normal. Keiner wird dadurch zum Gewalttäter.
Es verherrlicht auch nicht. Es ist Spiel und somit auch lernen und verarbeiten. Jeder Polizist trägt eine Waffe, die meisten Kinder wissen gar nicht, wozu.
Lasst die Kinder spielen, auch mit imaginären Waffen.
Hallo! Ich schließe mich dir da an – mag allerdings unbedingt sagen dass die Genderstereotypien die u.a. Herr Hüther da verbreiten mE nicht hilfreich sind.
– Ruth
Unsere Kinder dürfen mit Waffen spielen, ich habe ihnen sogar von mir aus Snerf Waffen gekauft, weil ich sah, dass sie sie faszinierend fanden, als sie diese bei Freunden gesehen haben.
Warum auch nicht? Wie du @Christina schreibst, sind unsere Kinder gewaltfrei, woher also deine Angst? Wo ist der Unterschied einer nachgemachten Spielzeugwaffe und bspw. einer Wasserpistole? Es macht unseren Kindern Spass sich zu fangen mit dem quasi erweiterten Arm, den sie durch das Spielzeug haben. Mehr nicht. Es macht ihnen Spass auf Dinge zu zielen und zu schauen, wer näher dran kommt. Ich persönlich finde Pfeilbogen seit ich denken kann cool und dennoch würde ich damit nie auf die Idee kommen, auf ein Tier oder einen Menschen zu schiessen! Alles kann eine Waffe sein und die schlimmste davon, denke ich ist Erziehung. Ein Mensch dessen Bedürfnisse gewahrt werden hat keinen Grund seiner Frustration Luft zu machen, indem er gewalttätig ist.
Und der Vergleich mit hungern und auf der Strasse schlafen, ist ja wohl komplett an der Nase herbeigezogen. Ein Kind würde wohl nicht von sich aus auf die Idee kommen das einzufordern, weshalb also diese Frage?
Ich mag es z.B. nicht, wenn mir eine Waffe ins Gesicht gerichtet wird und das kommuniziere ich auch so. Ebenso achte ich darauf, wenn andere Kinder oder auch meine nicht am Spiel teilnehmen möchten, so wie bei jedem anderen Spiel auch. Und sind wir einmal ehrlich. In der heutigen Zeit wird mit ganz anderen Kalibern als Waffen grosser Krieg gespielt. Waffen sind letztendlich auch nur Symptome des Krieges, der durch Menschen geführt wird, die ihrerseit diesen Krieg führen, weil sie zu Gehorsam erzogen wurden und keine anderen Lösungen mehr sehen, als ihre Integrität durch Gewalt zu wahren.
Ich kann es heute noch nicht sehen, wen Kinder auf Personen ziehlen, auch wenn es eine Spielzeugwaffe ist.
Ich auch nicht!!! Egal, ob es ein Stock ist oder eine Spielzeugwaffe. Kinder lernen im Spiel. Warum soll ein Kind töten lernen???
Ich finde die spannendere Frage ist, mit welchem Recht wir verbieten womit es sich beschäftigt.
Grüße, Ruth
Die Phantasie der Kinder ist grenzenlos. Wenn sie mit einer Waffe Cowboy und Indianer spielen möchten, wird auch mal der Zeigefinger zum Pistolenlauf. Verbieten ist daher Unsinn. Wenn sie allerdings auf den Kopf schießen o.ä. würde ich das Gespräch suchen. Und immer erklären, was für reale Schmerzen echte Waffen verursachen können.
Das hilft bei dreijährigen Kindern nicht wirklich.
Wir können uns nur Gedanken machen, woher die Wut oder die Angst kommt eine Waffe, und sei es eine imaginierte wie einen Zeigefinger oder Stock bewusst einzusetzen.
Das dreijährige macht es wohl nur nach.
Ich finde den Artikel großartig! Für alle Kommentatoren die hier mit Schnappatmung reagieren/reagierten:
Ich habe selbst als Kind mit Waffen gespielt: Ich war Indianerin mit Pfeil und Bogen, Messer und Tomahawk (die Sachen habe ich damals mit meinem Vater selbst gebaut aus Holz). Ich war Polizistin und Diebin- bewaffnet mit Wasserpistole und Handschellen. Und ja, im Spiel habe ich auf andere Kinder gezielt und „geschossen“. Ich wurde an den Marterpfahl gebunden und habe dort andere angebunden. Ich bin gestorben und auferstanden. Und jetzt kommt’s: Meine Eltern haben nie mit mir darüber gesprochen- sie haben es einfach als Spiel zwischen uns Kindern angesehen.
Und soll ich Euch mal was sagen? Ich bin keine gewalttätige Erwachsene geworden. Ganz im Gegenteil: Ich arbeite in einem sozialen Beruf, engagiere mich ehrenamtlich, ernähre mich überwiegend vegan-vegetarisch und mag nicht mal Insekten töten. Ich besitze keine Waffen. Gewalt und Krieg sind ein Gräuel für mich. Auch keiner meiner Freunde von damals ist Waffennarr oder Gewalttäter geworden.
Spiel mit Waffen macht nicht aus Kindern gewalttätige Erwachsene. Gewalt erzeugt Gewalt. Unterdrückung und permanente Erniedrigung erzeugt Gewalt. Wenn Kinder Opfer von Gewalterfahrungen werden steigt das Risiko selbst eines Tages zum Täter zu werden- und daran ändert auch ein „Spielverbot mit Waffen“ nicht das Geringste…