Meine eigene Reise begann, als ich mein ältestes Kind in den Kindergarten gab. Und endet noch lange nicht.
Willst Du mehr über meine Geschichte erfahren? Bitte:
Warum ich nicht mehr erziehe
(und dabei so unverschämt glücklich bin)
Als meine zweite Tochter geboren war, sollte mein Sohn in den Kindergarten kommen. Er war schon groß, schon über drei, und ich wollte endlich auch mal Zeit für mich. Dachte ich. Nach zwei Wochen Eingewöhnung wurde er sehr still. In der dritten aggressiv. Danach apathisch.
Wir versuchten es weiter. Irgendwann wich alle Lebensfreude aus ihm. Und wir mussten mit Erschrecken feststellen, dass irgendetwas vorgefallen sein musste: Er litt.
Nein, das wird hier kein Fremdbetreuungsbashing. Es war nur eine düstere Episode in unserem Leben als Familie.
Aber für uns war es auch der Beginn – der Beginn der Frage: Müssen wir wirklich so leben, wie wir denken, dass wir leben sollten?
Muss wirklich jedes Kind in dern Kindergarten? Und warum ist es so selbstverständlich, dass es dort sein sollte, auch wenn es nicht will? In was für einer Gesellschaft leben wir eigentlich, in der große über kleine Menschen bestimmen dürfen – in einem solchen Ausmaß, dass sie ihnen, wie in unserem Fall, schweren Schaden zufügen dürfen, obwohl das Kind schon lange äußert, dass es leidet?
Mein zweiter entscheidender Schritt war, Marshall Rosenbergs ‚Nonviolent Communication‘ zu lesen. Ich war komplett geschockt. Ich sah die Gewalt, die er dort beschrieb. In unserem Alltag, unserem Umgang miteinander. Dabei waren wir doch eine Familie – wir liebten uns doch. Doch wir bewerteten. Wir trennen uns von den anderen, statt uns zu verbinden. Warum?
Warum verurteilen wir, bewerten wir, argumentieren wir – anstatt uns gegenseitig zuzuhören? Anstatt zu zeigen, was wir fühlen und uns für die Gefühle anderer zu interessieren? Und warum macht es solche Angst, damit aufzuhören?
Wie funktioniert das eigentlich mit der Gewalt? Wo kommt sie her?
Meine lange Suche endete bei unerzogen. Dem Verzicht auf Erziehung. Denn meine Antwort auf diese Fragen fand ich dort: All dies tun wir, weil wir erzogen worden sind.
Ich las. Ich fühlte Widerstand (das kennst Du vielleicht auch!). Ich las weiter. Ich las von Menschen, die in Beziehung lebten, anstatt Erziehungsziele zu haben. Die im Moment lebten, anstatt in der Zukunft. Ich las von Menschen, die ihre Kinder ganz ernst nahmen und ihnen alle Rechte zugestanden, ohne sie zuvernachlässigen. Oder alleinzulassen.
Ich kämpfte.
Um meine Beziehung zu meinen Kindern. Um meine Haltung. Gegen all die kleinen Dämonen in mir, die mir einflüsterten, dass Machtgebrauch doch wichtig sei. Und richtig.
Ich ließ los.
Die Illusion, meine Kinder oder irgend einen Menschen formen zu können, zum Beispiel.
Die Idee, dass irgend etwas, was irgendein anderer Mensch tut oder nicht tut, mich verletzen kann. Dass irgend jemand – außer mir – verantwortlich ist für meine Gefühle und meine Bedürfnisse.
Ich lernte.
Ich lernte, nein zu sagen, wenn ich es meinte. Ich lernte neu, zu lieben und diese Liebe zu zeigen und spürbar zu machen für meine Kinder. Ich lernte, freudig und entspannt durch den Tag zu gehen und nicht in Hektik und Angst vor der Zukunft.
All dies will ich hier mit euch teilen. Und ich freue mich tierisch, dass Du da hier bist und Dich für unerzogen interessierst. Lass Dich von mir begleiten. Es wird bombastisch!
Über Ruth
Ruth, Mutter dreier Kinder, Bloggerin, Unternehmerin und Soziologin. Sie lebt ohne Erziehung und gärtnert gern – wenngleich bisher recht erfolglos… Ihre Vision: Mehr Menschen, die sich gewaltfrei begegnen – ungeachtet ihres Alters.